Hannover. Die jüdisch-orthodoxe Chabad-Gemeinde Hannover hat im Beisein von Altbundespräsident Christian Wulff das “Haus Benjamin” in einem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude eingeweiht. Die Gemeinde will das Haus als Synagoge sowie als Bildungs- und Begegnungszentrum nutzen, um jüdische Tradition zu pflegen und Begegnungen mit nicht-jüdischen Mitbürgern zu ermöglichen. “Dies ist eine großartige Einrichtung in unserer bunten und friedfertigen Gesellschaft”, sagte Wulff. Das Haus werde ein Ort sein, an dem sich Menschen jeglicher Herkunft, Kultur und Religion austauschen können.
Das Haus wurde nach Rabbiner Benjamin Wolff benannt, der die Chabad-Gemeinde Hannover zusammen mit seiner Frau Shterna Wolff 2005 gegründet hat. Der bei seiner Gemeinde beliebte Rabbiner war im April 2020 im Alter von 43 Jahren gestorben. Als langjähriges Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland hatte er sich auch für den interreligiösen Dialog engagiert. Seit seinem Tod leitet Shterna Wolff die Gemeinde. Das Haus solle sein Vermächtnis bewahren und fortführen, erklärte sie in ihrer Rede. “Möge dieser Ort Toleranz und Bewusstsein schaffen, für Austausch unter den Menschen sorgen, möge es ein Ort für die Zukunft sein, der die Menschen zusammenbringt.”
Vollständig privat finanziert
Während des Festakts wurden die letzten Buchstaben in die neue Torarolle der Synagoge eingefügt. Unter den Gästen waren auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und der niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus Franz Rainer Enste sowie Yehuda Teichtal, der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Berlin.
Wie die Gemeinde mitteilte, ist das “Haus Benjamin” die erste Synagoge nach 1945, deren Einrichtung vollständig privat finanziert wurde. Mit der Hilfe von über 16.000 Spendern aus der ganzen Welt hat die Gemeinde das Gebäude am S-Bahnhof Bismarckstraße im vergangen Jahr für 3,1 Mio. Euro gekauft und umgebaut. Das Gebäude soll auch Platz bieten für eine Kita, eine Küche sowie für Schulunterricht. Als neuer Rabbiner der Gemeinde werde Shterna Wollfs Schwiegersohn, der 24-jährige Levi Gottlib, voraussichtlich im August aus Israel nach Hannover kommen.
Die streng religiöse Bewegung Chabad entstand im 18. Jahrhundert im russischen Dorf Lubawitsch bei Smolensk. Ihr Zentrum ist heute in New York. Sie sendet Rabbiner als “Gesandte” in alle Welt, um den Aufbau von Gemeinden zu unterstützen. (epd)