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Christen fliehen vor Raketenbeschuss aus dem Süden des Libanon

Immer mehr Christen haben seit Oktober ihre Heimat im Süden des Libanon verlassen. In einigen mehrheitlich von Christen bewohnten Ortschaften seien bis zu 90 Prozent der Einwohner weggegangen, wie das internationale katholische Hilfswerk “Kirche in Not” am Donnerstag in München mitteilte. Grund dafür sei die militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und den Terrortruppen der Hisbollah. “Nach wie vor gibt es in der Region fast täglich Raketenbeschuss”, berichtete der Projektreferent des Hilfswerks für Syrien, Xavier Bisits. Einige Orte seien nahezu menschenleer.

Nach dem terroristischen Überfall der palästinensischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und die dadurch ausgelöste Gegenwehr hat das israelische Militär mehrfach Raketen auf Standorte der Hisbollah im Südlibanon abgefeuert. Die Region gilt laut Mitteilung als Hauptstützpunkt der islamistischen Gruppierung und enger Verbündeter der Hamas. Wie Projektpartner von “Kirche in Not” berichten, werden immer wieder auch zivile Ziele in Mitleidenschaft gezogen. So seien etwa im Dorf Aalma El Chaeb im Gouvernement Tyrus 15 Häuser zerstört worden. Dabei seien mehrere Angehörige einer Familie, deren Kinder die katholische Dorfschule besuchten, ums Leben gekommen.

Lokalen Quellen zufolge sind vor Weihnachten einige Christen wieder zurückgekehrt. Aufgrund der unsicheren Situation habe sich diese Bewegung jedoch verlangsamt, sagte Bisits. “Die Menschen haben große Angst, in die Olivenhaine oder auf die Tabakfelder zu gehen, die wichtige Einnahmequellen für die Bevölkerung sind. Das hat schwere wirtschaftliche Folgen.” Der angespannten Sicherheitslage zum Trotz seien alle Geistlichen und Ordensleute der christlichen Konfessionen in der Region geblieben. Die Bischöfe der maronitischen und melkitischen Kirchen hätten kürzlich die am meisten betroffenen Orte an der Grenze zu Israel besucht und dort Gottesdienste gefeiert.

Besondere Sorge gelte den älteren Menschen, die zu gebrechlich seien, um sich in Sicherheit zu bringen, berichtete Bisits. Ordensfrauen in der Ortschaft Debl hätten deshalb begonnen, diesen Menschen in ihrem Kloster Unterschlupf zu gewähren. In anderen Landesteilen stockten die Kirchengemeinden ihre Aufnahmekapazitäten auf, um für den Fall einer größeren Flüchtlingswelle gerüstet zu sein. All dies geschehe in einem Umfeld, das durch eine schwere wirtschaftliche und politische Krise ohnehin schon äußerst prekär sei, betonte Bisits.