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ChatGPT gegen Burnout? – Experte sieht großes Potenzial

Therapie am Rechner? Ein Therapeut ist nach Testläufen überzeugt, dass Chatbots bei einigen psychischen Problemen helfen können. Er zieht allerdings auch klare Grenzen.

KI könne enorm helfen, negative Glaubenssätze wie „Mir passiert nur Schlechtes“ oder „Ich bin nichts wert“ aufzulösen, erklärt Psychotherapeut Bernhard
KI könne enorm helfen, negative Glaubenssätze wie „Mir passiert nur Schlechtes“ oder „Ich bin nichts wert“ aufzulösen, erklärt Psychotherapeut BernhardImago / NurPhoto

Der KI-Therapeut als erste Anlaufstelle? Ein Autor und Psychotherapeut sieht darin große Chancen. “Bei der Behandlung von Angststörungen, leichten Depressionen und Burnout kann ein Chatbot durchaus Erstaunliches leisten”, sagte Klaus Bernhardt im Interview der Zeitschrift Psychologie Heute (Juni-Ausgabe). Dies gelte besonders für maßgeschneiderte Anwendungen, die für diese Fälle programmiert worden seien.

Künstliche Intelligenz (KI) könne eine enorme Hilfe sein, wenn es darum gehe, negative Glaubenssätze aufzulösen – etwa “Mir passiert nur Schlechtes” oder “ich bin nichts wert”. Diese lägen vielen psychischen Problemen zugrunde, erklärte Bernhardt, dessen Buch “Der KI-Therapeut” vor kurzem erschienen ist. Chatbots könnten Schritt für Schritt und über unterschiedlich lange Zeiträume durch einen Entwicklungsprozess hindurchführen – etwa, wenn es darum gehe, “nötige Veränderungen wie zum Beispiel einen Jobwechsel in die Tat umzusetzen”.

Chatbots: hilfreich, aber nicht für schwere Krankheiten

Neben der unbegrenzten Verfügbarkeit könnten Chatbots auch praktisch unterstützen, fügte der Leiter des Instituts für moderne Psychotherapie in Berlin hinzu: “Bis dahin, dass der Chatbot sogar Bewerbungsschreiben professionell formulieren kann.” Dafür müssten sie leicht bedienbar sein, zudem sollten die Ratschläge “auf einer validen therapeutischen Wissensbasis erfolgen”. Er habe über ein Jahr lang gängige KI-Modelle getestet und etwa ChatGPT-4 keine einzige Antwort entlocken können, “die unsinnig oder gar gefährlich gewesen wäre”.

Allerdings sollten in einigen Fällen nur menschliche Helferinnen und Helfer konsultiert werden, so Bernhardt: Dazu zählten akute Lebenskrisen, Suizidgedanken, schwere Depressionen sowie Zwänge, Schizophrenie, Borderline-Störungen und schwere Formen von Hypochondrie und bipolaren Störungen. Nach Möglichkeit könnten sich menschliche Therapie und maschinelle Unterstützung ergänzen. “Leider ist das aber nicht die Regel”, da die Wartezeit auf Therapieplätze lang sei, sagte er.