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Experte rät Kirche zum verstärkten Einsatz von KI

Die Landeskirche Hannovers nutzt Künstliche Intelligenz, um Verwaltungsaufgaben zu vereinfachen. Schreibt die KI bald auch Predigten?

Karl Teille wirbt für den Einsatz Künstlicher Intelligenz, sieht aber auch Grenzen.
Karl Teille wirbt für den Einsatz Künstlicher Intelligenz, sieht aber auch Grenzen.privat

Karl Teille sieht sich als Missionar. Nur, dass er nicht das Evangelium verkündet, sondern für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im kirchlichen Bereich wirbt. „Es gibt viel Interesse“, bilanziert der Informatiker und ehemalige VW-Manager die Resonanz auf seine Vorträge und Workshops.

Seit rund einem halben Jahr ist der 62-Jährige bei der Serviceagentur der Landeskirche Hannovers als Referent für Künstliche Intelligenz und Ethik angestellt. Teille soll auf dieser neu geschaffenen Stelle Diskussionen über die ethischen Rahmenbedingungen des Einsatzes von KI anstoßen, Chancen und Gefahren ausloten und die Kirche so zu einer abgestimmten Position führen.

KI soll Verwaltung einfacher machen

Teille soll zudem erkunden, wie Arbeitsabläufe in der Landeskirche selbst durch KI vereinfacht werden können. „Ich sehe das sehr positiv. KI wird sich einfügen und im besten Fall ein gutes Werkzeug sein“, ist er überzeugt. Die meisten Kirchenleute seien der neuen Technologie gegenüber aufgeschlossen. „Aber es gibt auch andere, die glauben, dass KI von Übel ist.“

Dabei ist KI in kirchlichen Arbeitsabläufen längst im Einsatz. „Und es wird jeden Tag mehr“, beschreibt Teille die rasante Entwicklung. Da unterscheide sich Kirche nicht von Unternehmen wie VW. „KI sorgt für Effizienz und sinkende Kosten in allen Bereichen. Das ist auch für die Kirche angesichts des Kostendrucks ein zunehmend wichtiger Aspekt.“ Vor allem Abläufe in der Verwaltung vereinfache sie. Ein Beispiel sei die Organisation von Meetings.

Daneben gibt es in der Kirche allerdings noch weitere Bereiche, in denen der Einsatz von KI überraschen mag. Auch hier wirbt Teille für den Einsatz: KI könne lange Protokolle zu Artikeln umformulieren und selbst Gemeindebriefe schreiben, betont er. „Viele Leute in der Kirche nutzen KI aus pragmatischen Gründen. Es spart viel Zeit, die für die eigentliche seelsorgerliche Arbeit übrig bleibt.“

KI kann sogar beim Schreiben der Predigt helfen

Selbst bei der Vorbereitung von Predigten sei die KI eine Hilfe, sagt der Experte. „Ich habe kein Problem, wenn ein Pastor sich der KI beim Scheiben einer Predigt bedient.“ Doch er dürfe nicht einfach ablesen, was ihm eine KI vorgebe. Er müsse die Predigt anpassen. Sie müsse schließlich etwas auslösen. Dazu sei die Empathie des Predigers unerlässlich, erklärt Teille. „Wenn das gelingt, hat die KI einen sinnvollen Beitrag geleistet.“

Eine Grenze des Einsatzes von KI sieht Teille hingegen bei Gebeten und dem Segen, wie es beim Kirchentag in Wittenberg in Form eines Roboters versucht worden sei. „Das geht es um etwas Spirituelles. Da erwarte ich einen Menschen, der einem anderen etwas zuspricht“, sagt Teille. „Das kann keine Maschine. Aber ich habe nichts dagegen, wenn eine KI das Gebet schreibt.“