Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Manuel Hagel, hat Antisemitismus scharf kritisiert. Antisemiten, gleich ob aus der politischen Szene oder islamisch-religiös motiviert, hätten die Idee der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht verstanden oder wollten sie nicht verstehen, sagte Hagel am Sonntag in Merklingen. Er war Interviewpartner beim Abendgottesdienst „echtZeit“ der Evangelischen Kirchengemeinden Merklingen und Machtolsheim.
„Die Hamas besteht nicht aus Freiheitskämpfern, das sind Terroristen und Schlächter“, sagte der Politiker. Es könne nicht angehen, dass auf „Terrorparties“ die Taten der Hamas gefeiert würden und Menschen sich nicht mehr trauten, abends mit der jüdischen Kopfbedeckung Kippa durch Stuttgart zu gehen. „Da läuft was falsch“, sagte Hagel. Er plädierte dafür, Solidarität mit jüdischen Menschen und Einrichtungen zu zeigen und die Begegnung zu fördern. „Was man kennt, kann man schwerer hassen.“
Kritisch sehe er generell die Tendenz in der Gesellschaft, Gruppen gegeneinander in Stellung zu bringen. Demokraten müssten sich immer auch die Frage stellen: „Könnte der Andere Recht haben?“ Und wer nachgebe, sei nicht automatisch ein Verlierer.
Über die Kirchen in der Gesellschaft sagte Hagel, eine Kirche, die den Menschen „120 auf der Autobahn vorschreiben“ wolle, „die braucht kein Mensch“. Eine moralisch erziehende und belehrende Kirche werde von den Menschen abgelehnt. Es brauche stattdessen eine Kirche, die Orientierung und Zuversicht gebe. Der bekennende Katholik erläuterte, er betrachte als Hauptaufgabe der Kirche, Mittlerin zwischen dem fürsorgenden, gnädigen und heilenden Gott und den Menschen zu sein.
Das christliche Menschenbild beinhalte, den einzelnen Menschen anzunehmen, so wie er ist. In der Umsetzung bedeute das beispielsweise, sich für ein gegliedertes Schulsystem einzusetzen. Hagel bedauerte, dass im Gespräch der Kirchen mit den Landtagsfraktionen die Hauptthemen Geld und Gebäude seien, und nicht viel mehr die Umsetzung des christlichen Menschenbildes in den Alltag. (2527/23.10.2023)