Artikel teilen:

“Catweazle” – Otto in sehenswertem Remake der 70er-Kultserie

Sehenswerte Adaption der britischen Fernsehserie aus den 1970er Jahren mit Otto Waalkes als zauseliger Zauberer, den es aus dem Mittelalter in die Gegenwart verschlägt

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Gelungene Kinoadaption der gleichnamigen britischen Fernsehserie aus den 1970er-Jahren um einen zauseligen Zauberer, der zusammen mit seiner Kröte Kühlwalda aus dem Jahr 1022 in die Gegenwart katapultiert wird, wo sich die raffgierige Agentin eines Antiquitäten-Auktionshauses (Katja Riemann) seines Zauberstabs bemächtigt. Zum Glück hat Catweazle (Otto Waalkes) in dem zwölfjährigen Benny (Julius Weckauf) Beistand bei der Begegnung mit Zumutungen wie Autos, Radios, elektrischem Licht usw.

Die temporeiche, mit großem Aufwand inszenierte Komödie von Sven Unterwaldt von 2021 entwirft einen großen, darstellerisch und visuell bunt ausgemalten Bilderbogen, in dem Sentiment und Witz hübsch ausbalanciert werden. Die ganz auf den Hauptdarsteller Otto Waalkes zugeschnittene Figur des Magiers tritt streckenweise aber in den Hintergrund, weil auch Nebenfiguren mit viel Liebe zum Leben erweckt werden.

“Catweazle” hieß die 1970 geschaffene britische Kultserie, deren 26 Episoden ab 1974 auch im ZDF ausgestrahlt wurden. Die Nachmittagsserie wurde vergleichsweise rasch und billig produziert, doch ihr Titelheld avancierte zum vielgeliebten Kultphänomen. Noch heute soll es Menschen geben, die sich in Erinnerung an den Helden ihrer Kindertage mit Catweazles Zauberspruch “Salmei, Dalmei, Adomei!” begrüßen.

Der zauselige Zauberer entstammte einer comichaften mittelalterlich-magischen Welt. Auf der Flucht vor bösen Normannen landete er per Zeitsprung versehentlich in der Gegenwart, um die “Magie” der technischen Welt von 1970 – Autos, Bagger, Radio, Schallplatten, elektrisches Licht – als Kulturschock und/oder Witz zu erleben.

Catweazle war kein ehrfurchtgebietender Druiden-Zauberer a la Merlin, sondern ein Tollpatsch. Als Begleittier folgte ihm kein schwarzer Kater oder Rabe, sondern eine glitschige Kröte namens Kühlwalda. In seiner äußeren Erscheinung, mit Ziegenbart und zerschlissener Mönchskutte, sah er wie eine Vogelscheuche aus. Seinem Wesen nach war er mehr Kobold als Magier: zappelig, großsprecherisch, versponnen – und ungemein liebenswert. Und Kinder lieben – siehe Pumuckl – koboldartige Wesen.

All diese Charakteristika lassen sich prima mit Otto Waalkes verknüpfen. Problemlos eignet der sich die Wesenszüge des alten Catweazle an. Regisseur Sven Unterwaldt setzte das neue Abenteuer 2021 aufwändig und temporeich für die große Leinwand in Szene, indem er typischen Otto-Slapstick mit Catweazle-Skurrilität kombiniert. Schon den Prolog der Geschichte auf der Burg des finsteren Normannenfürsten malte er mit spektakulärer Action-Komik aus.

Zusammen mit Kröte Kühlwalda und dem Zauberkristallstab Anawandur wird Catweazle aus dem Jahr 1022 in die idyllische Altstadtkulisse des fiktiven deutschen Städtchens Derwitte gebeamt, ein Zeitsprung von 1.000 Jahren. Catweazle erwacht in einem dunklen Keller. Er erschrickt mächtig, als er dort auf den zwölfjährigen Benny (Julius Weckauf – “Der Junge muss an die frische Luft”) trifft.

Die beiden verstehen sich bestens. Ein kurioses Duo: hier der zwölfjährige Junge, selbst eine kleiner Tollpatsch, und dort der Alte, ein offensichtlich verrückter Penner, der “voll gaga” von sich behauptet, er sei ein Zaubermeister aus dem Mittelalter.

Benny lebt in einem superidyllisch gezeichneten Ambiente: sein Vater (Henning Baum) leitet einen mit vielen exotischen Tieren bestückten Freiland-Zoo. Im Garten gibt es ein traumhaftes Baumhaus, in dem Benny den Alten mit seiner Kröte verstecken will, doch sogleich entspinnt sich eine turbulente, weitverzweigte Geschichte um Catweazles Zauberstab Anawandur, den sich die raffgierige Agentin eines Antiquitäten-Auktionshauses (Katja Riemann), unter den Nagel reißen will.

Derwitte im Jahr 2020 ist für Catweazle die Anderswelt. Irritiert bestaunt er das knallgrüne Automobil an der Kreuzung und nennt es “kleiner Eisendrache”; die Badewanne ist für ihn eine “wohlig warme Quelle”, und die Glühbirne ein “gläsernes Gefäß, in dem das Licht der Sonne eingefangen ist”. Sein Lieblingsspielzeug ist der An-Aus-Lichtschalter, an dem er sich als Herr des Lichts empfinden kann.

Dieser Culture-Clash der besonderen Art und die Jagd nach dem Zauberstab werden lustig und rasant erzählt. Fans der alten Catweazle-Abenteuer könnten allerdings bemängeln, dass die ereignisreiche Story ihren Helden gar nicht ins Zentrum des Geschehens stellt. Die Nebenlinien der Geschichte werden bisweilen fast kräftiger ausgemalt, was dem Film aber nicht schadet – im Gegenteil. .

In jeder Hinsicht gelungen ist die Besetzung. Otto Waalkes und Julius Weckauf funktionieren prächtig als Abenteuer-Duo. Auch kleine Rollen sind markant besetzt und erhalten Raum für komödiantische Extravaganzen. So darf etwa Milan Peschel als diabolischer Hofmarschall der Normannen allen die Show stehlen. Katja Riemann als “gestylte” Dr. Metzler erweist sich als besonders trefflicher Besetzungs-Coup. Sie macht aus der fiesen Antiquitätenagentin eine herrlich hexenhafte Cruella-Figur: faszinierend böse und giftig in jeder Faser ihrer Erscheinung. So blättert dieses Catweazle-Abenteuer einen großen, darstellerisch und visuell reich ausgemalten Bilderbogen auf und empfiehlt sich als Spaß für die ganze Familie.