Farbenprächtige Fenster und bedrohtes Erbe aus einem Kiewer Museum: Eine Ausstellung in Köln zeigt Glasmalereien aus dem 13. bis 19. Jahrhundert. Die filigranen Werke stammen aus ganz Europa – und wären in der ukrainischen Hauptstadt nicht mehr sicher
Mittelalterliche Glasmalerei aus einem ukrainischen Museum präsentiert ab Donnerstag das Kölner Museum Schnütgen. Acht bunte Kirchen- und Hausfenster aus dem Kiewer Khanenko National Museum sind im Glasmalereisaal zu sehen. Sie stehen im Dialog mit anderen Werken aus der Museumssammlung, wie Kuratorin Manuela Beer am Mittwoch in Köln vor Journalisten sagte. Die Kunstwerke aus Kiew zeigen neben feingliedrig gemalten Tauben auch Figuren wie den Heiligen Michael und den Apostel Paulus.
Einige der Fenster befanden sich den Angaben zufolge ursprünglich in Kathedralen und Häusern wohlhabender Bürger, unter anderem in Frankreich, Deutschland und Österreich. Die Exponate beruhen auf einer Sammlung des ukrainischen Paares Khanenko, das die Fenster aus ganz Europa um 1870 zusammentrug. Mit der Suche begannen sie auf ihrer ersten Hochzeitsreise. Der Titel der ein ganzes Jahr laufenden Ausstellung lautet “Licht in dunklen Zeiten”. Die Kölner Dombauhütte werde die Leihgaben konservieren und restaurieren, so Beer.
Das Khanenko Museum wurde bereits 2022 bei einem Bombenangriff getroffen, wie es auf einer Erklärtafel des Museums heißt. In Köln seien die gefährdeten Fenster vor Beschüssen der russischen Armee sicher.
“Das älteste Stück zeigt den Propheten Ezechiel”, sagte Beer. Es stamme aus dem 13. Jahrhundert und sei ursprünglich in der Kathedrale der französischen Stadt Soissons eingebaut gewesen. Dort sei das Fenster auf neun Meter Höhe angebracht und deshalb damals nicht aus der Nähe zu sehen gewesen – anders als jetzt im Museum Schnütgen.
Unter Glasmalerei versteht man die Herstellung farbiger Fenster, etwa für Kirchen und Klöster. Dazu werden viele kleine flache Glasstücke mit einer braunschwarzen Malfarbe, dem Schwarzlot, bemalt. Je nach Intensität der Bemalung entstehen im Zuge des Brennens unterschiedliche Farben. Zur Verzierung werden die farbigen Glasstücke mit Bleieinfassungen zusammengefügt.
An der Ausstellung beteiligt sind die Forschungseinrichtung “Corpus Vitrearum Deutschland”, die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Hermann Reemtsma Stiftung.