Das Mannheimer Frauenhaus und der Drogenverein Mannheim haben am Freitag eine positive Zwischenbilanz des bundesweit einmaligen Modellprojektes „SEGEL“ gezogen. Dort werden in einem Schutzhaus Frauen mit Suchtproblemen unterstützt. Die baden-württembergische Sozial-Staatssekretärin Ute Leidig (Grüne) sprach von einem „deutschlandweiten Leuchtturmprojekt, um Gewalt- und Suchtkreisläufe zu durchbrechen.“
Hintergrund sind laut dem Drogenverein Mannheim, dem Mannheimer Frauenhaus und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg Zahlen zu häuslicher Gewalt gegen Frauen. Danach hat jede vierte Frau in Deutschland häusliche Gewalt erfahren. Frauen mit Suchterkrankungen seien weitaus häufiger betroffen, so die Kooperationspartner.
Eine Suchterkrankung ist jedoch ein Ausschlusskriterium für die Aufnahme in ein Frauenhaus. „SEGEL“ bietet betroffenen Frauen und ihren Kindern gesonderte Schutzräume und eine pädagogische Betreuung, die sowohl auf Gewalt als auch auf Sucht spezialisiert ist. Bisher konnten acht Frauen mit einer Aufenthaltsdauer von drei bis elf Monaten aufgenommen werden, so das Resümee.
„Gewalt und Sucht sind eng miteinander verbunden“, sagte die Referentin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg, Katrin Lehmann. Das Projekt zeige, dass Schutz möglich sei, betonte sie. „SEGEL“ fülle eine Angebotslücke, stellte Mannheims Sozialbürgermeister Thorsten Riehle fest und forderte eine Fortsetzung des Projektes über das Jahr 2024 hinaus.
Das Projekt wird im Rahmen des „Landesaktionsplans gegen Gewalt an Frauen“ vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert und von der Fakultät für Soziale Arbeit an der Mannheimer Hochschule wissenschaftlich begleitet. Drei wissenschaftliche Arbeiten bestätigten den Bedarf und den Nutzen des vernetzten Angebots, hieß es.