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Bundesfreiwilligendienst steht vor finanziellen Schwierigkeiten

Ein Jahr Gutes tun: Der Bundesfreiwilligendienst ist bei jungen Menschen beliebt. Doch im Bundesetat sind weniger Mittel vorgesehen, der Haushaltsbeschluss ist offen. Organisationen schlagen Alarm.

Die Zukunft der Bundesfreiwilligendienst ist ungewiss (Archivbild)
Die Zukunft der Bundesfreiwilligendienst ist ungewiss (Archivbild)epd-bild / Kristina Schaefer

Der Bundesfreiwilligendienst ist laut Nichtregierungsorganisationen bedroht. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) bangt mangels fester Zusage und Freigabe von Fördermitteln um Hunderte eingeplante Stellen im Bundesfreiwilligendienst. “Es wurden bisher etwa 100 Vereinbarungen geschlossen, die bis ins Jahr 2026 hineinreichen. Mit dem Kontingent, das der Awo jetzt zur Verfügung steht, könnten wir nur noch gut 100 weitere Vereinbarungen schließen, die von Sommer 2025 bis Sommer 2026 reichen”, erklärte die Awo auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die AWO-Träger planten aber für den gesamten Jahrgang 2025/26 mit 1.300 Plätzen für Bundesfreiwillige.

Um all diese Stellen besetzen zu können, müssten zunächst zugesagte Mittel auch schnellstmöglich freigeschaltet werden. Je später dies geschehe, desto weniger Plätze könnten besetzt werden. Liege erst im Oktober oder November ein finaler Haushaltsbeschluss vor, brächen die Strukturen voraussichtlich zusammen. “Für die Träger ist Planbarkeit zentral, denn zur Begleitung der Freiwilligen muss Personal vorgehalten werden, es werden Seminare geplant und so weiter – all das kann nicht aufrechterhalten werden, wenn die Finanzierungsgrundlage nicht gegeben ist”, so die AWO.

Caritasverband bestätigt finanziellen Schwierigkeiten beim Bundesfreiwilligendienst

Der Deutsche Caritasverband bestätigte die finanziellen Schwierigkeiten beim Bundesfreiwilligendienst. Die Platzbelegung für 2026 sei mangels Freigabe der Haushaltsmittel nicht gesichert. “Damit droht auch bei der Caritas, dass in wenigen Wochen keine Bundesfreiwilligendienst-Vereinbarungen mehr geschlossen werden könnten”, erklärte der Verband auf KNA-Anfrage.

 

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Das sei nicht nur für Interessenten ein Problem, sondern bedrohe den Dienst als Ganzes. Würden weitere Gelder erst im Sommer oder Herbst freigegeben, könne der Jahrgang, also der Dienst 2025/26, nicht geplant und Plätze nicht besetzt werden. Ohne diese Stellen fehlten “helfende Hände in den benötigten sozialen Bereichen”. Über Jahrzehnte bestehende Strukturen im Engagementbereich würden abgebaut in einer Zeit, in der es an Milieu-übergreifende Begegnungsräume für mehr Zusammenhalt und Demokratie fehle.

Erst nach der Bundestagswahl wird Haushaltsentwurf für 2025 erarbeitet

Bereits im vergangenen Sommer hatten zahlreiche große Wohlfahrtsverbände und Nichtregierungsorganisationen über fehlende Mittel für den Bundesfreiwilligendienst geklagt. Das zuständige Bundesfamilienministerium hatte daraufhin bekräftigt, dass das Budget für das laufende sowie das kommende Jahr stabil gehalten werden könne und dem entspreche, was 2023 tatsächlich an Mitteln abgerufen worden sei.

Der Haushalt für 2025 und darüber hinaus wurde aber von der früheren Ampel-Koalition nicht mehr beschlossen, es gibt derzeit nur eine vorläufige Haushaltsführung. Nach der Bundestagswahl wird von der neuen Regierung ein Haushaltsentwurf für 2025 erarbeitet, über den dann der neue Bundestag entscheiden muss.