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Bürgerrechtlerin Tichanowskaja wirbt für EU-Beitritt von Belarus

Die belarussische Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja hat vor dem Europäischen Parlament zu Solidarität mit ihrem Land aufgerufen. “Die Belarussen wollen von Ihnen hören, dass die EU für Belarus offen ist”, sagte sie am Mittwoch vor den Abgeordneten in Straßburg. “Die Belarussen wollen hören, dass unser Land nicht als Trostpreis an Putin übergeben wird.” Ohne Belarus und die Ukraine sei das europäische Projekt nicht vollständig, so die Oppositionelle.

Die Vorstellung von Belarus und Ukraine als Teil der EU sei der Alptraum des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Für die Menschen dieser beiden Länder dagegen sei Europa eine Realität, in der sie lebten. “Nur als Teil Europas kann Belarus als Nation und Staat überleben und demokratisch und frei werden”, so Tichanowskaja. Sie wisse, dass dies dauern werde, aber sie hoffe eines Tages Belarussisch als EU-Amtssprache zu erleben.

Tichanowskaja schlug eine Formalisierung der Beziehung zwischen den demokratischen Kräften in Belarus und dem Europäischen Parlament vor. “Lassen Sie uns ein Memorandum unterzeichnen, das die Grundlage unserer Zusammenarbeit sein wird”, so Tichanowskaja, “vor dem Ende der laufenden Wahlperiode”.

Russland führe mithilfe des Diktators Alexander Lukaschenko in Belarus einen Krieg mit dem gleichen Ziel wie in der Ukraine: souveräne Staaten zu russischen Kolonien zu machen. Anders als in der Ukraine sei es “ein stiller Krieg”, in dem die Zivilgesellschaft, Parteien und Medien unterdrückt würden. Genauso geräuschlos werde die nationale Identität vernichtet. Aber nichts könne den Wunsch nach Freiheit in Belarus töten.

Weiter rief sie dazu auf, Sanktionen gegen Lukaschenko und Putin aufrechtzuerhalten sowie Lukaschenko international zur Rechenschaft für seine Verbrechen zu ziehen.

Swetlana Tichanowskaja trat 2020 bei der Präsidentschaftswahl in Belarus gegen den Amtsinhaber Alexander Lukaschenko an, nachdem ihr Ehemann festgenommen worden war. Da die Wahlergebnisse als gefälscht galten, kam es nach der Wahl zu landesweiten Protesten in Belarus. Tichanowskaja ist eines der bekanntesten Gesichter des gewaltfreien Widerstands gegen die belarussische Diktatur und wurde unter anderem mit dem Karlspreis geehrt.