Die bislang in Deutschland kaum gelesene Literatur der Philippinen soll bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse einem breiten Publikum bekanntgemacht werden. „Im Oktober holen wir 7.641 Inseln nach Frankfurt“, versprach Buchmessen-Direktor Juergen Boos am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms für den philippinischen Ehrengastauftritt. Bislang gebe es in der Bundesrepublik zumeist nur klischeehafte Vorstellungen über den ostasiatischen Inselstaat.
Die philippinische Senatorin Loren Bautista Legarda warb in einem per Video übertragenen Grußwort dafür, sich mit Büchern aus ihrer Heimat zu beschäftigen. Die philippinische Literatur sei „lebendig und furchtlos“- und sehr politisch. Im Mittelpunkt stünden die Erfahrungen mit Katastrophen, Kolonialismus, Diktatur und dem Leben der Arbeitsemigranten in der Diaspora.
Als Motto für den Ehrengastauftritt dient das Zitat „Die Fantasie beseelt die Luft“ aus dem Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Nationalepos „Noli Me Tangere“. Der Autor José Rizal, dessen Werk zuerst in einer spanischen Fassung in Deutschland gedruckt worden war, wurde wegen des Romans von der spanischen Kolonialregierung zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Der Pavillon des diesjährigen Ehrengastlandes soll nach den Plänen der Veranstalter an eine „begehbare Inselgruppe“ erinnern. Dort können Besucherinnen und Besucher sich mit aktuellen Tendenzen der philippinischen Literatur vertraut machen. Insgesamt werden rund 70 Kulturschaffende in Frankfurt erwartet. Alle Genres von Romanen und Krimis über Lyrik bis hin zu Graphic novels seien vertreten, kündigte die Verlegerin Karina Bolasco an. Ein Teil der Autorinnen und Autoren schreibt seine Werke auf Englisch. Aber auch in der Amtssprache Tagalog und vielen anderen der insgesamt weit über 100 auf den Philippinen gesprochenen Sprachen gebe es Literaturerzeugnisse.
Einige Werke wurden erst in diesem Jahr auch ins Deutsche übersetzt, darunter der Roman „Wild Song“ von Candy Gourlay. Die in Großbritannien lebende Autorin erzählt darin die Geschichte einer Jugendlichen von den Philippinen, die als Darstellerin einer sogenannten Völkerschau zur Weltausstellung 1904 in die USA gebracht wird.
Neben Begegnungen mit philippinischen Literaturschaffenden und ihren Werken soll auch ein umfangreiches kulturelles Begleitprogramm Interesse an dem asiatischen Staat wecken. Geplant sind beispielsweise eine Ausstellung über philippinische Architektur im Deutschen Architekturmuseum ab September und ein Festival für „Tanz, Performance und Karaoke“. Auch Vorführungen philippinischer Filme wird es in Frankfurt geben.
Die Frankfurter Buchmesse dauert vom 15. bis zum 19. Oktober. Die Philippinen sind der zweite Ehrengast aus Südostasien auf der Messe nach Indonesien im Jahr 2015.