Bei Protesten gegen die Ausweitung einer Müllhalde sind in Bolivien mindestens zwei Demonstranten erschossen worden. Weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete die Zeitung „El Deber“ am Montag (Ortszeit). Die Polizei hatte eine Blockade der Deponie-Zufahrt durch Anwohner am Rande der zentralbolivianischen Stadt Cochabamba geräumt. Danach wurden dem Bericht zufolge die Toten und Verletzten in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Vizepräsident Edmand Lara kündigte eine Untersuchung des Polizeieinsatzes an.
Die Bewohner der Gemeinde Colcapirhua hatten die Zufahrt zwei Wochen lang blockiert, weil mehr Müll zur Deponie in der Nähe ihrer Häuser gebracht wurde, seit die Schließung der größten Müllhalde der Region beschlossen wurde. Abfälle werden in Bolivien meist ohne Weiterverarbeitung oder Trennung auf offenen Halden abgelagert, die oft in bewohnten Gebieten an den Rändern der stark wachsenden Städte liegen.
„Bolivien kann nicht mit solchen Gewalttaten leben“, sagte Vizepräsident Lara laut der Zeitung „La Razón“ und forderte die Polizei auf, ihr Vorgehen bei Protesten zu überprüfen. Die bolivianische Regierung unter Präsident Rodrigo Paz ist seit Anfang November im Amt. Die Polizei erklärte in einer Mitteilung auf Facebook, sie habe im Rahmen des geltenden Rechts gehandelt und sei selbst mit Schusswaffen und Dynamit angegriffen worden.
Cochabamba, die viertgrößte Stadt des Landes, steckt in einer Müllkrise. Ein Umweltgericht hatte die Nutzung der größten Deponie nach Protesten im Mai auf Dezember 2025 begrenzt. Anwohnerinnen und Anwohner der Müllhalden umliegender Gemeinden protestieren gegen eine Verlagerung des Problems in ihre Wohngebiete und kündigten weitere Blockaden an.