„Mit der Passion ist es so eine Sache: Während man beim passionierten Skifahrer eher an gekonnte Schwünge im Pulverschnee mit anschließendem Einkehrschwung denkt, geht es beim olympischen Abfahrtsrennen um halsbrecherische Hundertstel. Ohne Leiden(sbereit)schaft schaffen es die Athleten gar nicht erst an den Start. (…)
Manch einer hilft im olympischen Zirkus (…) mit erlaubten und verbotenen Mitteln nach, damit er im Konkurrenzkampf bestehen kann. Da wird die Passion dann zur Obsession.
Schmal ist der Grat zwischen Passion und Obsession auch auf einem anderen Kampfschauplatz der modernen Gesellschaft. (…) Heute helfen Apps beim Kalorienzählen, die Bücherregale sind voll mit Ernährungsratgebern, die Lebensmittelindustrie erfindet immer neue Prädikate, von fettarm bis fruktosereduziert. (…)
Es scheint das ganze Jahr über viele moderne Passionszeiten zu geben, in denen sich Menschen für ihre Leidenschaft so manches Leid aufladen. Das Original hat aber gerade erst begonnen: Seit Aschermittwoch bereiten sich Christen in der Passionszeit auf Ostern vor. Fasten gehört für viele dazu. (…)
Statt vieler Spezialvorsätze könnten wir aber auch einfach versuchen, sieben Wochen lang passionierte Christen zu sein: menschenfreundlich, aufmerksam, nachsichtig, mit einem weiten Herz und einer starken Haltung. Das wäre eine leidenschaftlich schöne Passionszeit.“