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BJR-Präsident: Junge Leute brauchen Mitwirkungsmöglichkeiten

Junge Leute benötigen Angebote, um sich einzubringen, sagt der Präsident des Bayerischen Jugendrings, Philipp Seitz. Vor allem müssten ihre Anliegen ernst genommen werden. Denn sie seien Experten in eigener Sache.

Der Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR), Philipp Seitz, sieht derzeit viele jungen Menschen ih höherem Maße als vorhergehende Generationen als verunsichert oder psychisch belastet an. Sie litten unter starkem Leistungsdruck, wirtschaftlichen Sorgen und fühlten sich angesichts multipler Krisen wie Kriegen, Migration und Klimawandel zunehmend hilflos und nicht wahrgenommen, erklärte Seitz am Mittwoch in München. Das gehe bis zu einer wachsenden Skepsis gegenüber dem politischen System. Deshalb sei es gerade jetzt wichtig, der Jugend Gemeinschaftserlebnisse sowie Safer Spaces zu ermöglichen.

Mit solchen Angeboten sollte den jungen Leuten in bewegten Zeiten Halt, Orientierung und glaubhaft echte Mitbestimmung gegeben werden, sagte Seitz. Sie müssten erkennen können, dass ihre Stimme gehört werde, seien sie doch Expertinnen und Experten in eigener Sache. Der Mitteilung zufolge unterstützt der BJR seit einigen Monaten mit der neuen landesweiten Fach- und Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung gezielt Kommunen, um Beteiligungsstrategien zu entwickeln. Im Jugendzentrum, in der Jugendbildungsstätte, im Jugendverband oder in der Gruppenstunde erlebten junge Menschen ganz konkret, dass es sich lohne, sich zu engagieren.

Das sei eine zentrale Erfahrung, auch mit Blick auf die steigenden Zustimmungswerte für rechtspopulistische Parteien in dieser Altersgruppe, sagte Seitz und fügte hinzu: “Wer sich sorgt, den Lebensstandard der Eltern aus eigener Kraft nicht erreichen zu können, seine Probleme nicht ausreichend adressiert sieht und gleichzeitig nicht das Gefühl hat, selbst etwas bewegen zu können, wird empfänglich für einfache Antworten.” Politik müsse gerade in Zeiten multidimensionaler Krisen die Themen junger Menschen ernsthaft angehen. Die Jugendarbeit sei dabei ein Lern- und Erfolgsfeld gelebter Demokratie.

Mitte April war in Berlin die Studie “Jugend in Deutschland 2024” vorgestellt worden. Jugendforscher sehen demnach bei der jungen Generation hierzulande einen “deutlichen Rechtsruck”. Grund dafür sei die Sorge um die Sicherung des Wohlstands und die damit verbundene hohe politische Unzufriedenheit. Zugleich wurde von einem “bröckelnden Zukunftsoptimismus” gesprochen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien so pessimistisch wie noch nie. In der repräsentativen Umfrage wurden den Angaben zufolge im Januar und Februar bundesweit rund 2.000 junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren befragt.