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Bistum Münster benennt Stiftung nach Vorwürfen gegen Bischof um

Neuer Name, alte Aufgabe: Die Stiftung zur Unterstützung von Schwangeren im Bistum Münster wird nicht mehr nach dem früheren Bischof Tenhumberg benannt. Eine Studie belegt schwere Versäumnisse des Bischofs.

Die vom katholischen Bistum Münster gegründete Stiftung zur Unterstützung von Schwangeren und Familien hat einen neuen Namen. Sie heißt nun “Stiftung Lebensbeginn”, wie das Bistum am Montag mitteilte. Bisher war die Stiftung nach dem früheren Münsteraner Bischof Heinrich Tenhumberg (1915-1979) benannt. Da ihm schwere Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen nachgewiesen wurden, erfolgte die Umbenennung. “Ich denke, dass das für Betroffene sexuellen Missbrauchs und seiner Vertuschung ein wichtiges Zeichen sein kann”, erklärte der amtierende Bischof von Münster, Felix Genn.

Im Sommer 2022 hatten Forschende der Uni Münster eine Aufarbeitungsstudie im Auftrag des Bistums veröffentlicht. Darin werfen sie den früheren Bischöfen Michael Keller (Amtszeit 1947-1961), Joseph Höffner (1962-1969), Heinrich Tenhumberg (1969-1979) und Reinhard Lettmann (1980-2008) vor, mit Fällen sexualisierter Gewalt falsch umgegangen zu sein. So hätten die Bischöfe verurteilte Geistliche immer wieder in der Seelsorge eingesetzt und damit weitere Taten ermöglicht. Sie seien daher für eine “klerikale Vertuschungsgeschichte” verantwortlich.

Die Stiftung wurde im Jahr 2000 auf Anregung der bischöflichen Kommission zum Schutz des ungeborenen Lebens in Münster gegründet. Sie stellt jährlich 100.000 Euro für schwangere Frauen zur Verfügung. Das Geld fließt über 24 Schwangerschaftsberatungsstellen im Bistum Münster. Die Mittel sollen finanzielle Engpässe beheben oder lindern, die mit der Geburt eines Kindes einhergehen können.

Die Stiftung stehe nicht nur an der Seite der Frauen, sondern auch an der Seite der ungeborenen Kinder, sagte Genn. Ungeborene Kinder hätten in der Gesellschaft keine Lobby mehr. Die aktuellen politischen Diskussionen über eine liberalere Regelung der Abtreibung nannte der Bischof besorgniserregend. “Wenn wir beim ungeborenen Kind beginnen, sein Lebensrecht infrage zu stellen, wo enden wir dann? Dies wäre ein höchst problematischer ethischer Paradigmenwechsel.”