Der Nahost-Krieg ist nach Einschätzung des katholischen Bischofs Ulrich Neymeyr eine Bewährungsprobe für das christlich-jüdische Verhältnis. “Angesichts des Terrors der Hamas, der brutalen Gewalt gegen wehrlose Menschen, darunter Kinder, und der Erpressung durch entführte Geiseln kann unser Platz nur an der Seite der Jüdinnen und Juden sein, in Israel ebenso wie in Deutschland”, sagte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Man könne in der politischen Einschätzung des Nahost-Konflikts unterschiedlicher Meinung sein, so der Erfurter Bischof. “Aber wenn ein Pogrom gegen Jüdinnen und Juden verübt wird, ist die christliche Antwort eindeutig. Jetzt ist die Stunde der Solidarität mit Israel.” Zugleich könne er gut nachempfinden, dass Palästinenser in Deutschland sich um ihre Angehörigen und Freunde in Gaza sorgten. “Es ist ja nicht zu leugnen, dass die Palästinenser in Gaza leiden. Diese Stimme des Leidens darf nicht zum Verstummen gebracht werden.” Kein Verständnis habe er aber für Solidaritätsbekundungen mit der Hamas: “Unerträglich ist es, wenn auf unseren Straßen über die Ermordung unschuldiger Menschen gejubelt und Hass gegen Jüdinnen und Juden propagiert wird. Das dürfen wir nicht tolerieren.”
Der israelisch-palästinensische Konflikt sei kein religiöser Konflikt, sondern ein politischer, der auch nur politisch gelöst werden könne, betonte Neymeyr. Für Religionsvertreter sieht er zwei Aufgaben: “Zum einen sollten die religiösen Autoritäten all denen widersprechen, die versuchen, aus diesem politischen Konflikt einen religiösen zu machen. Zum anderen ist es ihre Aufgabe, immer wieder an grundlegende Werte und Normen zu erinnern, die allen monotheistischen Religionen gemeinsam sind, und die Gläubigen zu motivieren, sich nach Kräften für eine politische Lösung des Konflikts einzusetzen.”