Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat Christinnen und Christen dazu ermutigt, sich für Osterfahrungen im eigenen Leben zu öffnen. Erfahrungen von Gastfreundschaft und Annäherung trotz Fremdheit und Streit könnten „Emmaus-Momente“ sein, sagte der evangelische Theologe sinngemäß in seiner Predigt am Ostersonntag in Hannovers Marktkirche. Meister steht an der Spitze der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands
(VELKD).
Meister bezog sich in seiner Predigt auf die biblische Emmausgeschichte im Lukasevangelium. Darin begleitet der auferstandene Jesus am Ostermorgen die Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus. Er legt ihnen die Bibel aus, doch sie verstehen nicht. Erst als er ihnen das Brot bricht, erkennen sie ihn.
Die Welt brauche mehr „Emmaus-Konversationen“, in denen Menschen sich auf eine Weggemeinschaft und den Dialog einlassen, obwohl sie einander nicht verstehen, sagte Meister. Als Beispiele nannte er den Nahostkonflikt oder den Streit der lutherischen Kirchen über den Umgang mit Homosexualität. „Aushalten, dass ein Wort, ein Satz, ein Gedanke nicht toleriert werden kann, aber ihn aushalten, um zu verstehen, was der andere denkt, und warum er oder sie so denkt: Diese Emmaus-Konversation brauchen wir.“
„Emmaus-Momente“ wie der des Brotbrechens zögen einen Schleier weg, mit dem die Augen verhangen waren. „Im Leben sickern sie vielleicht oft langsamer durch“, gab der Landesbischof zu bedenken. „Wann und wie hast du erkannt, dass du einmal neben Jesus gegangen bist, ohne ihn zu erkennen, wann kam Gott in dein Leben?“, fragte Meister. „Diese Frage kann auch eine Bekehrungsfrage sein zu einer Weggemeinschaft mit Jesus Christus.“