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Bischof Meier würdigt Muharrem-Fasten als Zeichen des Friedens

“Zeit für Brücken”: Christen und Aleviten sollen gemeinsam für Menschenwürde eintreten, sagt Bischof Bertram Meier. Wie Religionen zum Frieden beitragen können.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat Aleviten und Christen aufgerufen, gemeinsam für den Schutz der Menschenwürde einzutreten. In einem Gratulationsschreiben der Deutschen Bischofskonferenz an die Aleviten in Deutschland zum Muharrem-Fasten und das Aşure-Fest betonte der für den Interreligiösen Dialog zuständige Bischof am Donnerstag: “Die Überzeugung, dass Gott ein Gott des Lebens ist, der es gut meint mit den Menschen, verbindet Christen und Aleviten miteinander.”

Meier schrieb weiter: “Vergessen wir dabei nicht: Die Achtung vor dem Nächsten und die Leidenschaft für den Frieden gehen Hand in Hand.” Gerade in Zeiten, in denen Religionen für Spaltung und Gewalt instrumentalisiert würden, brauche es Zeichen der Umkehr und Friedfertigkeit, so Meier. Das alevitische Muharrem-Fasten könne ein solches Zeichen sein: “Das stille Zeugnis, das sich im Verzicht, im Gedenken und im Gebet ausdrückt, sollte in seiner Wirksamkeit nicht unterschätzt werden”, so Meier.

Meier zitierte aus einer Ansprache Papst Leos XIV. an Repräsentanten anderer Religionsgemeinschaften: “Heute ist Zeit für den Dialog und den Bau von Brücken. Und deshalb bin ich froh und dankbar für die Anwesenheit von Vertretern anderer religiöser Traditionen, die die Suche nach Gott und seinem Willen teilen, der immer und ausschließlich ein Wille der Liebe und des Lebens für alle Männer und Frauen und für alle Geschöpfe ist.” Der Papst verbinde damit den deutlichen Appell, dass die Religionen der Welt einen Geist von Geschwisterlichkeit lebendig werden lassen und so einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau einer friedlicheren Welt leisten, erklärte Meier.

Am 26. Juni beginnt für die Alevitinnen und Aleviten in Deutschland das Muharrem-Fasten, dem sich am 8. Juli das Aşure-Fest anschließt. Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft, die sich im 13. und 14. Jahrhundert in Anatolien aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt hat. Ihr Name verweist auf Ali, den Vetter Mohammeds und vierten Kalifen, den sie tief verehren. Die häufige Definition der Aleviten als “liberale Muslime” ist jedoch irreführend: Viele Aleviten sehen sich als Anhänger einer eigenen Religion; andere betrachten sich dagegen als Muslime.