Der Augsburger Bischof kritisiert zum Fest der Geburt Jesu, selbst in der Kirche werde mit Gott kaum mehr gerechnet. Außerdem verrät er, was das für ihn ist – der “Schlüssel, um Weihnachten zu verstehen”.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat zu Weihnachten vor Selbstoptimierung gewarnt. “In Coaching-Programmen steht ein Begriff hoch im Kurs: Selbstoptimierung”, sagte Meier laut Manuskript am ersten Weihnachtstag im Augsburger Dom. “Doch wo bleibt da Gott? Können wir uns Gott wegdenken, dürfen wir ihn aus der Welt hinausdenken?” Meier ergänzte: “Manchmal habe ich den Eindruck, selbst in der Kirche leben wir so, als ob wir Gott nicht mehr bräuchten. Das ist praktischer Atheismus, der sich schleichend im kirchlichen Leben ausbreiten kann.”
Das Problem sei: “Wir reden zwar von Gott, aber wir rechnen nicht mehr mit ihm”, erklärte der Bischof. “Wir reformieren die Kirche, aber meistens geht es um Struktur und Organisation: Selbstoptimierung einer Institution. Logisch weitergedacht: Hat ein Mensch, der sich selbst optimieren will, Erlösung noch nötig? Er meint, alles selbst machen zu können – und stößt doch auf Grenzen. Münchhausen lässt grüßen.”
Meier verwies zudem auf einen Ausspruch des Aphoristikers Michael Rumpf: “Liebe überwindet die Ferne, vor allem aber macht sie Nähe erträglich.” Der Bischof fügte an: “Ist das nicht der Schlüssel, um Weihnachten zu verstehen? Tut sich hier nicht der Weg auf, den die Christen nach Weihnachten gehen sollen: dem nahen Gott das Geheimnis seiner Ferne lassen?” Wenn man diesen Gedanken in die göttliche Ebene übersetze, stoße man auf den Kern von Weihnachten: “Das Evangelium erzählt die Geschichte, wie nahe uns Gott gekommen ist. Gott, den die Philosophen nur den Ewigen und Unendlichen nennen, ist uns in räumliche und zeitliche Nähe gerückt”, so Meier.
Weiter sagte der Bischof: “Im Menschen Jesus hat Gott die Ferne überwunden, vor allem aber hat Gott seine Nähe erträglich gemacht. Wer tut solche Dinge?” Zur Antwort sagte Meier in Anlehnung an Worte des Religionsphilosophen Romano Guardini: “Die Liebe tut solche Dinge.”