Vom Bauernsohn zum Bischof: Felix Genn wird 75 Jahre alt und erreicht damit das von der Kirche vorgesehene Ruhestandsalter. Wenn der Papst ihn entlässt, wird er dem Münsterland erhalten bleiben.
Felix Genn, seit 16 Jahren katholischer Bischof von Münster, will auch seinen Ruhestand in der westfälischen Metropole verbringen. Er werde direkt am Domplatz um die Ecke vom Bischofshaus wohnen, sagte der aus der Eifel stammende Geistliche am Donnerstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Genn wird am 6. März 75 Jahre alt und erreicht damit die für katholische Bischöfe geltende Altersgrenze.
Noch lasse sich aber nicht sagen, ob Papst Franziskus sein schon lange eingereichtes Rücktrittsangebot annehme, so Genn. Der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, habe ihm jedoch mitgeteilt, dass er bei einer für den 9. März geplanten Geburtstagsfeier in Münster dazu etwas sagen wolle. “Wir warten.” Auf die Frage, welchen Tropfen er als Weinliebhaber zum Start in den Ruhestand genießen würde, antwortete Genn: “Wahrscheinlich würde ich zu einer Auslese greifen, die ein beträchtliches Datum hätte.”
“Ich wollte keine große Feier, aber ich komme ja nicht drumherum”, betonte Genn. Im Rückblick auf 26 Jahre als Bischof – 4 Jahre Weihbischof in Trier, 6 Jahre Bischof in Essen und 16 Jahre in Münster – sagte er: “Die meiste Kraft hat mich das Thema des sexuellen Missbrauchs gekostet. Es bleibt für mich unfassbar, welches Leid Priester hier jungen Menschen angetan haben.” Das Thema sei noch nicht vorbei und müsse weiter aufgearbeitet werden. “Viel Kraft gekostet haben mich auch die Strukturveränderungen”, so Genn weiter. Sie seien zwar notwendig gewesen, aber damit seien Heimatgefühle von Menschen verletzt worden.
Als schöne Ereignisse benannte Genn den 50. Geburtstag des Bistums Essen im Jahr 2008, das 750-Jahr-Jubiläum des Doms in Münster 2014 sowie das Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio 2017 und den Katholikentag 2018 in Münster. “Abgesehen davon habe ich auch viele Begegnungen mit Jugendlichen in der Jugendkirche Effata positiv in Erinnerung. Dieses Format fand ich wirklich gelungen.”
Genn wurde am 6. März 1950 im rheinland-pfälzischen Burgbrohl als Bauernsohn geboren und wuchs in Wassenach nahe der Benediktinerabtei Maria Laach auf. Nach dem Theologiestudium in Trier und Regensburg folgte 1976 die Priesterweihe. Er war Spiritual am Trierer Priesterseminar, lehrte Christliche Spiritualität an der Theologischen Fakultät Trier und leitete das Studienhaus Sankt Lambert für spätberufene Priesteramtskandidaten in Lantershofen. 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof im Bistum Trier. 2003 wurde er Bischof von Essen. Zum Bischof von Münster bestellte ihn Papst Benedikt XVI. am 19. Dezember 2008.
