Während manche den Vatikan als reformscheu kritisieren, sehen andere ihn als Vorreiter für Neuerungen. Die Weltsynode über die Zukunft der Kirche hat aus Sicht eines Bischofs schon konkrete Ergebnisse geliefert.
Der australische Bischof Shane Mackinlay sieht die umstrittene vatikanische Erlaubnis zur Segnung homosexueller Paare als ein Ergebnis der Weltsynode. Das entsprechende Vatikandokument mit dem Titel “Fiducia supplicans” sei eine Reaktion auf einige Diskussionen bei der Synoden-Versammlung im vergangenen Jahr gewesen, sagte er bei einer Pressekonferenz am Freitag im Vatikan. “Wie bei vielen Dingen, die Papst Franziskus im letzten Jahr getan hat, hat er nicht auf das endgültige Dokument gewartet. Er hat bereits auf Dinge reagiert, die in den Diskussionen und im Abschlussbericht des letzten Jahres angesprochen wurden.”
Bis Ende Oktober tagt derzeit die zweite und finale Versammlung der Weltsynode im Vatikan. Bereits im vergangenen Oktober hatte es Beratungen in dieser Form über die Zukunft der katholischen Kirche und andere Möglichkeiten der Teilhabe aller Katholiken gegeben. Dabei diskutierten rund 350 Männer und Frauen auch über kontroverse Themen wie den Umgang mit homosexuellen Gläubigen und die Rolle der Frau.
Das knapp zwei Monate später im Dezember 2023 vom Vatikan veröffentlichte Dokument “Fiducia supplicans” erlaubte erstmals offiziell kirchliche Segnungen für Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben. Von mehreren Bischofskonferenzen, insbesondere in Afrika, wurde es jedoch scharf kritisiert.
Mackinlay nannte das Dokument am Freitag einen “bedeutenden Schritt nach vorne”. Auch bei der aktuellen Versammlung gebe es Diskussionen über diejenigen, die sich als LGBTQ, also als lesbisch, schwul oder queer identifizieren, sowie über eine ganze Reihe anderer Menschen in irregulären Ehesituationen. Die Wahrnehmung davon, wie solche Themen in verschiedenen Kulturen ankommen, habe sich bei der zweiten Synodenrunde verändert.
Es sei keine Überraschung, dass LGBTQ-Themen in westlichen Kulturen für die Menschen von großer Bedeutung seien, so der Bischof von Sandhurst. “Und dann denke ich, dass diejenigen von uns aus dem Westen nicht so überrascht sind, dass es in einigen anderen Teilen der Welt anders ankommt und eine andere Art von Priorität hat.” Er selbst habe beispielsweise keine Ahnung davon gehabt, wie relevant das Thema Polygamie sein würde. Dieses wurde bei der Synode vor allem von afrikanischen Bischöfe angesprochen.