Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart hat es als „unerträglich“ bezeichnet, dass sich jüdische Gemeinden in Deutschland bedroht fühlen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs würden antisemitische Parolen lauter und gleichzeitig nehme auch die Muslimfeindlichkeit zu, sagte Springhart am Dienstagnachmittag in Bad Herrenalb. Dort tagt bis Samstag die Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Diese „Saat von Hass und Misstrauen“ dürfe nicht aufgehen. Die Landeskirche stehe fest an der Seite der jüdischen Gemeinden, sagte Springhart: „Menschenverachtende Fantasien, die unter dem Etikett Remigration die Multikulturalität unserer Gesellschaft infrage stellen, dürfen keinen Nährboden haben.“ Daher habe sich die Landeskirche Ende Januar an der Gründung eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte beteiligt.
Der seit 7. Oktober andauernde Krieg im Nahen Osten sei durch den iranischen Drohnenangriff auf Israel am 13. April weiter eskaliert und ein „Schweigen der Waffen“ sei weit in die Ferne gerückt. „Neben allen politischen Bemühungen müssen gerade jetzt die Stimmen derer, die für die Opfer auf allen Seiten beten, gestärkt werden“, sagte Springhart. Angesichts des großen Leids forderte sie einen sofortigen Waffenstillstand und mehr Hilfslieferungen für die Menschen im Gaza-Streifen.
In ihrem Bischöfinnenbericht äußerte sich Springhart auch zum Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche: Das Thema werde die Kirche so lange begleiten, wie es Betroffene von sexualisierter Gewalt gebe. Nötig sei eine selbstkritische Aufarbeitung: „Wir müssen entschiedener zuhören, behutsamer formulieren und nicht pathetische Erklärungen abgeben, sondern konkrete Handlungsschritte gehen.“
Kirche sei glaubwürdig, wenn sie sich für Gerechtigkeit in der Welt und für die Zukunft der Menschheit einsetze. Auch der soziale Einsatz für Arme, Kranke und Bedürftige sei wesentlicher Grund dafür, warum Menschen Kirchenmitglieder blieben. Damit Kirche auch in Zukunft „strahlend und kraftvoll“ sei, müsse an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden. Dabei brauche es „Mut zu echten Innovationen“. (0796/16.04.2024)