Predigten zu Silvester und Neujahr sind häufig sehr grundsätzlich gehalten. In diesem Jahr gab es in Bayern auch Tipps für den Alltag. Ein Bischof verriet sogar, was er sich für das neue Jahr vorgenommen hat.
Die bayerischen Bischöfe haben zum Jahreswechsel dazu aufgerufen, den Zusammenhalt zu stärken. “Ein nationaler Kapitalismus macht sich breit, der die eigenen ökonomischen und politischen Interessen durchsetzen will, auch auf Kosten anderer”, kritisierte der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx. “Wenn wir nicht wirklich denken, dass wir als Menschen zusammengehören, dass wir Brüder und Schwestern sind, werden wir die großen Herausforderungen nie lösen.” Als Beispiele nannte er Klimawandel, Frieden und Ungleichheit auf der Welt.
Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp rief angesichts zunehmender gesellschaftlicher Spannungen dazu auf, Differenzen auszuhalten. Vielfalt sollte als Bereicherung gesehen werden. Als Grundlage für sozialen Ausgleich und friedliches Miteinander in Kirche und Gesellschaft könne das Wort des Apostels Paulus dienen: “Prüfet alles und behaltet das Gute.”
Der katholische Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einem übersteigerten Veständnis individueller Freiheit: “Eine Gesellschaft löst sich auf, wenn das Ziel heißt: Von nichts und niemandem abhängig zu sein.” Exemplarisch für dieses “Konzept totaler Freiheit” seien das Selbstbestimmungsgesetz und die aktuellen Abtreibungsdebatten. Die Gesellschaft verliere den Sinn für gemeinsame Werte. Das zeige sich in der ökologischen Krise. “Nachhaltigkeit verlangt Verzicht und Selbstbeschränkung.” Diese Haltungen seien das Gegenteil einer entgrenzten Freiheit des Individuums.
Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte, mit den anderen Teilnehmenden an der Weltsynode habe er in den vergangenen beiden Jahren das Zuhören geübt. Bewusst einmal die Sicht des anderen einzunehmen und zu verstehen könne auch im Alltag helfen, etwa in Streitsituationen.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier gab sich selbstkritisch: “Ich gestehe offen und ehrlich: Meine Dankbarkeit ist ausbaufähig. Ich wäre gern ein dankbarer Mensch. Ich verspreche mir viel davon, die Haltung der Dankbarkeit weiter einzuüben.” Letztlich gehe es dabei darum, Beziehungen zu würdigen und dem Miteinander Raum zu geben.