UK 52-53/2015 Jungfrauengeburt („Maria und das Ei des Erlösers“)
Ob es wohl hilfreich ist, Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in einem theologisch-seelsorglichen Gespräch als theologische Einfaltspinsel zu bezeichnen? Zumal, wenn die Aussage „…die Weihnachtsgeschichten bei Lukas undMatthäus sind darin geradezu überschwänglich, dass sie Maria als Jungfrau darstellen“ übersieht, dass Matthäus lediglich im Jesaja-Zitat Maria so betitelt (Matthäus 1,23).
Sonst sagt Matthäus, dass sie mit Josef verlobt war, und lässt den Engel Josef ermutigen, „seine Frau“ zu sich zu nehmen, weil sie „vom Heiligen Geist“ schwanger befunden wurde (Matthäus 1,18-20), und stellt sie vorab in seinem Stammbaum in eine Reihe davidischer Stammmütter (Matthäus 1,5- 6 und 16), die für das Moralempfinden seiner damaligen bibelkundigen Leserinnen und Leser schwierig sein mussten: Rahab, die Hure, die vor Jerichos Einnahme Israels Kundschafter verbarg (Josua 2), Rut, die Ausländerin (Rut 4,13-17) und die Frau des Uria, mit der David Ehebruch getrieben hatte (2. Samuel 11-12).
Matthäus sagt damit: Wie immer Maria biologisch schwanger wurde, Gott will das dadurch werdende Leben zu seinem Werk gebrauchen; es ist vom Heiligen Geist!
Mit Rolf Wischnath bekenne ich mit den Worten aus Nizäa-Konstantinopel gerne meinen Glauben „an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit…“, der „für uns Menschen und zu unserem Heil … Fleisch angenommen“ hat „durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria“, wobei mir das „Wie“ der biologischen Genese in Maria unerheblich bleibt.
Berend Hoeppener,Pfarrer i.R., Schwelm
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