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Bill Gates bricht Lanze für deutsche Entwicklungspolitik

Die deutsche Entwicklungshilfe steht auf dem Prüfstand. Doch Bill Gates hat eine klare Meinung dazu: Das Geld aus Deutschland rettet viele Leben und sei ein wichtiger Beitrag zur globalen Gesundheit.

 Bill Gates (68) bricht eine Lanze für die Entwicklungszusammenarbeit
Bill Gates (68) bricht eine Lanze für die EntwicklungszusammenarbeitImago / Ritzau Scanpix

“Tatsache ist, dass Entwicklungszusammenarbeit – wenn sie richtig umgesetzt wird – unglaublich viel Gutes in der Welt bewirken kann”, schreibt Bill Gates, Gründer von Microsoft, mit Blick auf die Debatte in Deutschland in einer Kolumne der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zugleich betont er: “Wir sollten ernsthafte Diskussionen darüber führen, was funktioniert und was nicht.” Angesichts knapper werdender Gelder solle man sich auf Maßnahmen konzentrieren, die am meisten bewirken.

Deutschland nehme seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle in der globalen Entwicklung ein, lobt der Multimilliardär, der große Teile seines Vermögens in die von ihm und Melinda Gates gegründete wohltätige Bill & Melinda Gates Foundation steckt und die globale Gesundheit fördert.

Bill Gates lobt deutsches Engagement

Gates verweist insbesondere auf das deutsche Engagement für die globale Gesundheit. Seit seiner Gründung 2002 habe der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria schätzungsweise 59 Millionen Menschenleben retten können. “Möglich war dies unter anderem, weil der Fonds ein Hauptempfänger der deutschen multilateralen Hilfe im Bereich Gesundheit ist.” Allein der Beitrag für den Zeitraum 2023 bis 2025 reiche aus, um HIV-Medikamente für zwei Millionen Menschen, Tuberkulose-Screenings für 24 Millionen Menschen und 99 Millionen Moskitonetze zur Malariavorbeugung zu finanzieren.

“Finanzielle Mittel für die globale Gesundheit machen nur einen kleinen Prozentsatz des deutschen Entwicklungshilfebudgets aus, doch bewirken enorm viel”, betont der Multimilliardär. In der Zeitspanne einer einzigen Generation habe sich die Zahl der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, um die Hälfte verringert. “Das sind Millionen, die aufwachsen, zur Schule gehen, Arbeit finden und ihren Gemeinschaften und ihrem Land etwas zurückgeben können. Wenn dies geschieht, können diese Länder von Empfänger- zu Geberländern werden.”

Deswegen sei es so besorgniserregend, dass viele Länder ihr Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit überdächten, Budgets stagnieren ließen oder gar kürzten. “Die Länder des globalen Südens erhalten aktuell weniger Entwicklungshilfe, als sie für die Tilgung von Krediten aufwenden müssen.”

Fortschritte durch Künstliche Intelligenz nutzen

All dies geschehe zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, so Gates. Infolge der Pandemie, des Klimawandels und akuter Konflikte seien derzeit 122 Millionen mehr Menschen von Hunger betroffen als noch 2019. Zum ersten Mal seit einer Generation nehme auch die extreme Armut wieder zu: Von 619 Millionen Menschen 2019 ist sie bis 2022 auf 712 Millionen gestiegen. “Gleichzeitig gab es noch nie so viele Innovationen wie heute. Fortschritte der Künstlichen Intelligenz beschleunigen die Entwicklung neuer Medikamente, Diagnostika und Therapien und machen sie erschwinglicher als je zuvor. Doch ohne Finanzierung werden all diese vielversprechenden Innovationen diejenigen, die sie am meisten brauchen, niemals erreichen.”

Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen wird derzeit viel über deutsche Entwicklungspolitik debattiert. Vor allem der Bau von Fahrradwegen und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Peru sorgen bei Kritikern für Aufruhr.