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Bildungsmonitor: Schulqualität sinkt weiter – Überforderung seit 2015

Wie steht es um Deutschlands Schulen? Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft eher schlecht. Vor allem die hohe Zahl an Geflüchteten bringe das System an Grenzen. Genaue Zahlen gibt es in zwei Wochen.

Die Qualität der Schulen in Deutschland bleibt nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) eher schlecht. Seit 2015 sei eine deutliche Abwärtsbewegung zu erkennen, berichtet die “Welt am Sonntag” und beruft sich dabei auf erste Zahlen aus dem neuesten IW-Bildungsmonitor, der in zwei Wochen vorgestellt wird. Eine der Ursachen sei eine Überforderung vieler Schulen durch die hohe Zahl Geflüchteter.

Im Vergleich zum ersten Bildungsmonitor 2013, dem der Wert 100 zugeordnet wurde, habe sich die Bewertung in zentralen Bereichen zum Teil deutlich verschlechtert, so die Zeitung weiter. Der Bereich Integration etwa werde im Durchschnitt um rund 44 Punkte schlechter bewertet als vor 12 Jahren. Bei der Schulqualität sei der Wert um 28 Punkte zurückgegangen.

Im ersten Bildungsmonitor 2013 seien die Schulsysteme aller Bundesländer anhand von 13 Handlungsfeldern bewertet worden, erklärte der Leiter des Clusters Bildung, Innovation, Migration am IW, Axel Plünnecke, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das beste Bundesland habe jeweils 100 Punkte erhalten.

Die “Welt am Sonntag” habe nun exemplarisch einige Bereiche ausgewählt, so Plünnecke weiter zu KNA. Dabei werde deutlich, dass es in diesen Feldern bedenkliche Verschlechterungen gegeben habe. In anderen Bereichen habe es aber auch Verbesserungen gegeben, etwa bei der Internationalisierung, der Förderinfrastruktur und bei den Betreuungsbedingungen.

Der Zeitung sagte Plünnecke weiter, seit 2015 seien viel mehr Kinder in die Schulen gekommen als zuvor von den Kultusministerien kalkuliert. In der Folge habe das Schulsystem “keine schnellen Antworten auf die Herausforderungen der gestiegenen Fluchtmigration” gefunden. Vor allem fehle es bis heute an gezielter Förderung. Plünnecke plädierte außerdem für verbindliche Sprachtests, da es dort besonders große Defizite gebe.

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte der “Welt am Sonntag”, man habe im Koalitionsvertrag angesichts der schlechter werdenden Deutschkenntnisse eine “flächendeckende, verpflichtende Sprach- und Entwicklungsdiagnostik für vierjährige Kinder” vereinbart. Ziel sei es, Chancen zu eröffnen und nicht zu sanktionieren: “Aber wenn Kinder Hilfe brauchen und Unterstützung dauerhaft ausbleibt, müssen wir gemeinsam Lösungen finden.”

Bildungspolitikerinnen verschiedener Parteien, Wissenschaftler und Verbände forderten ebenfalls ein entschiedeneres Gegensteuern und verbindliche Sprachtests. Einige sprachen sich auch für Sanktionen aus, falls Familien nicht mitmachen.

“Entscheidend für Bildungserfolg ist nicht erst die Schule, sondern die Zeit davor. Die Bildungskarriere eines Kindes wird im Kindergarten gemacht. Versäumte Förderung verursacht enorme Folgekosten. Prävention ist günstiger als lebenslange Reparatur”, sagte Havva Engin von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Und der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, ergänzte: “Wir können die aktuellen Schülerzahlen mit originär ausgebildeten Lehrkräften schon gar nicht mehr abdecken. Heute tragen Kinder oft die elterlichen Probleme in die Schule. Und die Lehrkraft soll es richten.” Er forderte kleinere Klassen, bessere Ausbildung von Quereinsteigern und mehr gesellschaftliche Unterstützung.