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Bildungsexperten warnen vor AfD-Wahlerfolg per Tiktok

Etablierte Parteien nutzen im Wahlkampf aus Sicht von Experten die neuen Internet-Plattformen weiterhin zuwenig. Die AfD finde hingegen vor allem auf TikTok junge Wähler für ihre Positionen.

Das Portal TikTok könnte laut Bildungsexperten zu einem Wahlerfolg der AfD bei den bevorstehenden Landtagswahlen beitragen. So erreiche die in Teilen rechtsextreme Partei über diese Internet-Plattform viele jüngere Wähler, teilte die Bildungsstätte Anne Frank am Donnerstag in Frankfurt mit. Am Sonntag wird in Thüringen und Sachsen ein neuer Landtag gewählt.

“Wir sehen, wie sich der Faschist Björn Höcke auf TikTok einerseits als staatsmännischer Hoffnungskandidat vor blühenden Thüringer Landschaften inszeniert – während er andererseits in seinen Videos demokratische Institutionen verächtlich macht”, sagte die Direktorin der Bildungsstätte, Deborah Schnabel. Demgegenüber würden andere Parteien die für die junge Generation populäre Plattform weitgehend allein der AfD überlassen.

“Wie schon bei den Europawahlen wird TikTok auch vor den Landtagswahlen in zwei ostdeutschen Bundesländern von der AfD dominiert, wo die Partei gezielt und strategisch vor allem jüngere und Erstwähler*innen ansprechen kann”, kritisierte Schnabel. Höcke setze als Spitzenkandidat der AfD in Thüringen auf TikTok auf besonders kurze, relativ dynamische Clips und habe mit Wahlkampfvideos fast eine Million TikTok-Nutzer erreicht.

Im Vergleich der Bildungsstätte lässt Höcke andere Politiker weit hinter sich: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow erreichte demnach mit dem erfolgreichsten TikTok-Video knapp 13.000 Nutzer; Grünen-Spitzenkandidatin Madeleine Henfling maximal 23.500. Die Spitzenkandidaten von CDU und SPD, Mario Voigt und Georg Maier, verzichteten auf die eigene Präsenz auf TikTok.

In der Tendenz ähnlich verhalte es sich in Sachsen. Wenn Kandidaten TikTok überhaupt bespielten, setzten “demokratische Parteien vor allem auf die Selbstinszenierung von Politiker*innen beim Plakate-Aufhängen”, monierte Schnabel. Kampagnen würden Fernsehspots gleichen, die auf TikTok nicht gut ankämen. Auch jugendlichere Bezugspersonen würden fehlen. “Gibt man aktuelle politische Begriffe bei TikTok ein, dominieren AfD-Videos”, bilanzierte die Direktorin.