In einer bundesweiten Umfrage des Ifo-Instituts schneiden die Schulen in Nordrhein-Westfalen am schlechtesten ab. Nur 20 Prozent der Einwohner des Landes vergaben in der Erhebung die Note 1 oder 2 für die allgemeinbildenden Schulen in NRW, wie das Ifo-Institut am Dienstag in München bei der Vorstellung des „Bildungsbarometers 2023“ mitteilte. Die Note 4 oder sogar schlechter erteilten 29 Prozent. Das Ergebnis in NRW war damit deutlich schlechter als im Bundesdurchschnitt: Insgesamt vergaben 27 Prozent der Befragten für die Schulen in ihrem Bundesland die Noten 1 oder 2. Die Noten 4, 5 oder 6 erteilten 25 Prozent.
79 Prozent der Einwohner von NRW sahen den Angaben zufolge den Mangel an Lehrkräften als ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem. 73 Prozent kritisierten die fehlende finanzielle Ausstattung der Schulen und 68 Prozent die Trägheit des Systems bei Veränderungen. 66 Prozent beklagten nicht ausreichend sanierte Schulgebäude. Fehlende Chancengleichheit und unzureichende Digitalisierung der Schulen monierten jeweils 62 Prozent.
59 Prozent der Befragten in NRW sprachen sich zudem dafür aus, dass die Bundesregierung grundsätzlich bildungspolitische Entscheidungen treffen sollte und nicht die Bundesländer. In diesem Zusammenhang befürworteten sie eine Änderung des Grundgesetzes.
Der Verband Bildung und Erziehung NRW sieht in den Ergebnissen der Umfrage einen Auftrag an die Landesregierung, „Bildungsarbeit durch gute Bedingungen wertzuschätzen“. Die Rahmenbedingungen an den Schulen müssten verbessert werden, erklärte die Vorsitzende des VBE NRW, Anne Deimel. „Teilzeitbeschränkung und Pflichtabordnungen sind nicht die Mittel, um Menschen im Beruf zu halten und den Arbeitsplatz attraktiv zu gestalten.“ Deimel warnte auch davor, „an falscher Stelle“ zu sparen.
Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Dilek Engin, forderte die Landesregierung auf, eine Kehrtwende einzuleiten. „Wir haben eine massive Lehrerunterversorgung, große Qualitätsprobleme bei den Schülerkompetenzen und eine Schulfinanzierung, die nicht auf der Höhe der Zeit ist.“ Was jetzt benötigt werde, sei „ein Startchancen-Programm, das sich gezielt an den Bedürfnissen der Kinder orientiert“.
Für das Bildungsbarometer hat das Ifo-Institut Deutschland in sieben Regionen eingeteilt. Mehr als 5.500 Erwachsene wurden befragt.