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Biblisches „Traumschiff“

Der Nachbau der Arche Noah soll im Sommer in See stechen. Das Ziel: die olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Dort und an weiteren Orten soll durch die Arche vom Glauben erzählt werden

© epd-bild / Bernd Bohm

Als er 33 Jahre alt war, will der Niederländer Johan Huibers einen Albtraum gehabt haben, der sein Leben veränderte. Der Bauunternehmer und gelernte Zimmermann träumte, wie eine Sturmflut die gesamte Provinz Nordholland überschwemmte. Das Schreckensszenario, das im Zuge der Klimaveränderungen gar nicht mehr so unrealistisch ist, inspirierte den missionarisch denkenden Christen Huibers 1992 zu einem verrückt klingenden Plan: die Arche Noah nach biblischen Vorgaben „originalgetreu“ nachzubauen.

Ziel der Arche: die Küsten Brasiliens

20 Jahre später, 2012, hatte er sein Werk tatsächlich vollendet und sein fast 130 Meter langes hölzernes „Traumschiff“ dem Publikum präsentiert. Nun, im Sommer 2016, will er ein weiteres großes Vorhaben umsetzen: Seine Arche soll von Europa über den Atlantik schippern. Ziel: die Küsten Brasiliens. In Rio de Janeiro werden vom 5. bis 21. August die Olympischen Sommerspiele ausgetragen.
Die Fahrt der Arche von den Niederlanden nach Brasilien werde „ein unglaubliches Unternehmen“, erklärt die von Huibers gegründete Stiftung, die Ark of Noah Foundation mit Sitz in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien. Für die Überquerung des Atlantischen Ozeans soll das Bibelschiff auf einen Schleppkahn montiert werden. Die durch Spenden ermöglichte Reise über rund 9000 Kilometer soll dann im Internet per Livestream zu sehen sein.
Nachdem die Arche an mehreren Hafenstädten in Brasilien angedockt haben wird, soll sie auf ihrer Reise noch mehrere andere Häfen in Süd-, Mittel- und Nordamerika anfahren. Noch läuft die „Planungsphase“ – doch einige Stationen hat Huibers schon näher ins Auge gefasst: Montevideo, Buenos Aires, Havanna, Panama – und dann die US-Westküste hoch: San Diego, Long Beach, San Francisco und Seattle.
Die biblische Geschichte von der Arche Noah gilt vielen Menschen und den meisten Theologen als etwas Mythisches, vor allem Symbolisches. Denn eine alles verschlingende Sintflut war lange schwer vorstellbar. Inzwischen klingt die alte Geschichte nicht mehr ganz so altmodisch. „Sintflutartige Regenfälle“ mit Überflutungen riesiger Gebiete gab es in den vergangenen Jahren nicht nur in Bangladesch, sondern auch in Australien, England, Frankreich, Italien, Japan oder Deutschland.

Huibers hielt sich nahe an den biblischen Angaben

In der Bibel ist jene Arche, die Noah auf Befehl Gottes gebaut haben soll, auffallend nüchtern beschrieben. Schon das Wort „Arche“ (lat. Arca) bedeutet ebenso wie das entsprechende hebräische Wort „tevah“ schlicht „Kasten“. Die Bauanleitung für einen riesigen hölzernen Kasten, der sich über Wasser halten und Noah, dessen Familie und je ein Paar aller Tierarten vor dem Ertrinken retten sollte, findet sich im Alten Testament, genauer: im Buch Genesis, das auch die Schöpfungsberichte enthält.
Dort heißt es in Kapitel 6, Vers 14-16: „Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus und dichte sie innen und außen mit Pech ab!“ Zypressenholz gilt als extrem wasserbeständig. Dann geht es ins Detail: „So sollst du die Arche bauen: 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch soll sie sein.“ Eine hebräische Elle wird auf etwa 45 Zentimeter veranschlagt. Huibers  kommt den Maßen recht nah. Seine Arche ist 125 Meter lang, 23 Meter hoch und 29 Meter breit. Sein Schiff fasse „mehr als 5000 Menschen“, habe fünf Stockwerke und wiege 2500 Tonnen.
Huibers‘ Stiftung verfolgt weniger ein umweltpolitisches als ein missionarisches Ziel. Über die Arche Noah will sie Besuchern „weltweit Hoffnung durch die Lehren Christi“ bringen. Die Arche als „interaktives Bibelmuseum“ berge neben einem Kino auch lebensgroße Tierfiguren in sich, und zwar paarweise, „um mit der biblischen Geschichte in Einklang zu bleiben“, wie der Baumeister betont.