Wie es dazu kam, dass die ersten Flüchtlinge aus dem Iran im evangelischen Gottesdienst in Menden auftauchten, weiß Pfarrerin Dorothea Goudefroy selbst nicht. Aber sie erinnert sich, wie sie sich irgendwann im vergangenen Herbst vom Altar zur Gemeinde umdrehte und merkte: Rund ein Drittel der Gottesdienstbesucher verstand kein Wort. „Da habe ich mir gedacht: Jetzt muss mal was passieren“, erzählt Goudefroy, und machte auf der nächsten Gemeindeversammlung den Vorschlag, wenigstens eine gottesdienstliche Lesung demnächst auf Farsi durchzuführen.
Der spontane Applaus war eindeutig. Trotzdem: „Als wir das zum ersten Mal ausprobiert haben und die Leute merkten: Ich verstehe ja gar nicht, was da gelesen wird – da haben einige schon gezuckt“, erzählt Goudefroy. Inzwischen ist die zweisprachige Lesung fest installiert. Und zum Kirchkaffee nach dem Gottesdienst kommen jeden Sonntag rund 25 junge Iraner, die sich in der Gemeinde trotz der Sprachbarrieren zuhause fühlen. Ein paar Frauenhilfs-Frauen sind jetzt neugierig geworden. „Sie sind ganz wacker und stellen den jungen Männern immer wieder Fragen“, hat Goudefroy beobachtet. „Und sie freuen sich darüber, wie gut erzogen sie sind.“
Für Taufen gibt es inzwischen eine richtige Warteliste in der Mendener Gemeinde. Die nächsten werden zu Palmsonntag und in der Osternacht gefeiert. Dafür übernehmen Gemeindeglieder Patenschaften und begleiten die Getauften auch beim Hineinwachsen in den christlichen Glauben. „Ich habe das Gefühl, dass sich unsere Gemeinde verändert – auch wenn wir noch nicht wirklich wissen, wohin“, sagt Goudefroy, und das klingt richtig optimistisch. leg
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Biblische Lesung auf Farsi
