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“Bettina”- Sehenswerte Doku über DDR-Liedermacherin Bettina Wegner

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Sängerin Bettina Wegner wurde 1983 zwangsweise aus ihrer DDR-Heimat ausgebürgert, nachdem sie bereits viele Jahre lang an der Ausübung ihrer Kunst gehindert worden war. Die sehenswerte Doku über ihr Leben aus dem Jahr 2022 schildert den Weg von einer jungen Stalin-Verehrerin bis hin zu der beseelten Liedermacherin und unverbesserlichen Widerstandskämpferin, die sich ihrer Moral und sonst niemandem verpflichtet fühlt. Wegners Lebensmaxime, ihre eigenen zehn Gebote, bilden die lose-assoziative Struktur des Films, der neben Archivmaterial und dem persönlichen Interview auch Ausschnitte von Proben für die Konzerttournee miteinander verknüpft.

Der Dokumentarfilm rekapituliert nicht nur die Biografie einer überzeugten Sozialistin und ihre einflussreichen Lieder, sondern forscht intensiv ihrem Lebensgefühl der Entwurzelung nach, das bis heute nicht aus ihrem Leben verschwunden ist. Die besondere Form der ostdeutschen Folksongs, ihr Pathos und das enorme Vertrauen in die Wirkung der Worte, zeugt noch immer vom Glauben an die verbindende Kraft der Sprache.

Regisseur Lutz Pehnert konturiert dies nicht nur als biografische Besonderheit, sondern hebt es als historisches Phänomen der Liedermacher in der DDR hervor. In seinen Filmen hat er sich immer wieder mit der noch immer unzureichend erschlossenen Geschichte Ostdeutschlands auseinandergesetzt, darunter auch in der vielbeachteten Fernsehreihe “Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt”. Das Gefühl für das Lokalkolorit trägt auch “Bettina” und verleiht dem Film eine starke atmosphärische Kraft, die mit den lebhaften Erinnerungen der Sängerin in Resonanz tritt.