Seit Mai proben rund 40 Chorsängerinnen und -sänger für das Weihnachtsmusical „Betlehem“. Am 21. Dezember wird das Musical von Dieter Falk und Michael Kunze in der Barclays Arena in Hamburg aufgeführt. Das Besondere: Der Chor besteht nicht aus Profis. Alle, die möchten, dürfen mitsingen. „Eine große Bandbreite an Menschen ist mit dabei. Von erfahrenen Sängern bis zu Menschen mit gar keiner Chorpraxis“, sagt Tanja Schneider. Sie ist die organisatorische Leiterin des Projektchors von Clouds of Voices und ist schon zum sechsten Mal an der Organisation eines solchen Chorprojekts beteiligt.
Zum ersten Mal wurde „Betlehem“ 2023 in Düsseldorf aufgeführt. Auch da war Tanja Schneider dabei. Sie kennt das Stück sehr gut: „Betlehem hält dem Publikum einen Spiegel vor. Es ist zwar die Weihnachtsgeschichte, aber sie könnte auch heute stattfinden. Es sind auch bekannte Weihnachtslieder eingearbeitet, aber mit neuen Texten von Michael Kunze.“
Einmal pro Woche probt der Projektchor gemeinsam, immer abwechselnd in der Martin Luther King-Kirchengemeinde Steilshoop und dem Hamburg-Haus in Eimsbüttel. Chorleiterin Sabine Peine steht am Klavier, singt die Teilnehmenden ein und leitet sie durch die Stücke. Die letzte Probe vor der Sommerpause ist eine Schnupperprobe für alle, die Lust haben, das gemeinsame Singen auszuprobieren. Einige neue Gesichter sind dabei. Ton für Ton führt Peine auch die Neulinge durch die Songs.
Als Projektchor gemeinsam zu singen bedeutet, dass die Teilnehmenden extra für die Aufführung von „Betlehem“ zusammen kommen. Geprobt werden bis dahin alle Stücke, die im Dezember aufgeführt werden. Unter anderem an der Reihe: „Das Leben gewinnt“, das vorletzte Musikstück des Musicals. „Nach der Sommerpause wiederholen wir dann alle Lieder und studieren Choreografien ein“, erklärt Chorleiterin Peine. An einigen Stellen in den Stücken werde geklatscht oder das Chorbuch hochgehalten. Auch das müsse geübt werden: „Mein Ziel ist, dass im Dezember alles so automatisch funktioniert, sodass keiner mehr nachdenken muss.“
Die Lieder des Chormusicals ergänzen die Handlung der Weihnachtsgeschichte. „Das sind Lieder, die einen einfach mitreißen“, sagt Chormitglied Georg Jablonski. Nach den Proben habe er die Lieder den ganzen Abend im Kopf. Der 47-Jährige ist Teil der eher dünn besetzten Bass-Sektion des Chors. „Das macht es ein bisschen schwieriger. Aber wer etwas lernen will, muss eben vorpreschen.“
Warum der Bass so gering besetzt ist? „Männer sind bei uns leider Mangelware“, sagt Schneider. Deshalb gebe es in diesem Chor die sogenannten Tenoritas, Frauen, die tief genug singen, um diese traditionell männlich besetzte Stimmlage mitzuübernehmen. „Nicht alle von unseren Sängerinnen und Sängern wissen, in welche Stimmlage sie gehören. Deshalb gibt es im Laufe der Proben auch mal Wechsel. Am Ende sollen alle dort singen, wo sie sich wohlfühlen“, erklärt Peine.
Das jüngste Mitglied des Projektchors ist die 16-jährige Yeva Dziuba. Sie ist das erste Mal bei einem solchen Projekt dabei, eigentlich sei sie Solo-Sängerin. „Das Singen in so einem großen Chor macht aber sehr viel Spaß. Und ganz besonders freue ich mich darauf, in der großen Barclays Arena zu performen“, erzählt sie. Schon mehr Chorerfahrung bringt Monika Gramm aus Glinde bei Hamburg mit. „Betlehem habe ich schon in Düsseldorf und Hannover mitgesungen. Dieses Jahr ist endlich Hamburg dran“, berichtet sie.
Das gemeinsame Proben sei etwas ganz Besonderes und führe auch dazu, dass Chöre im Sommer Weihnachtslieder einstudieren. „Manchmal kommt in den Proben schon ein wenig Weihnachtsstimmung auf“, findet auch Chorleiterin Peine. „Aber vor allem sind die Texte einfach unglaublich berührend und erzählen eine bekannte und gleichzeitig aktuelle Geschichte.“