Dass Erstwähler bei rechten Parteien ihr Kreuz machen, besorgt den Berliner Kultursenator Joe Chialo. Man dürfe nicht zulassen, das wertvolle Gut Demokratie zu riskieren.
Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) eine “demokratische Grundsanierung” gefordert. “Wir brauchen mehr Einigkeit und Zielstrebigkeit, denn uns rennt die Zeit davon”, sagte er am Mittwochabend im Dom von Münster. Er sprach in der Reihe “Domgedanken” über das Thema “Zeitenwende”. Der Begriff habe etwas Faszinierendes, weil er den Ernst der Lage zeige und für das Gegenteil von “Weiter so” stehe. Aber Zeitenwende dürfe nicht bedeuten, dass populistische Kräfte immer größeren Zulauf haben. “Das ist keine von der Demokratie gewollte Zeitenwende.”
Nach den Worten von Chialo sind die Wähler derzeit frustriert und desillusioniert von der Art, wie die Demokratie geführt wird. Viele fühlten sich nicht mehr gehört und von den Parteien vertreten, weil ihre Sorgen nicht ausreichend berücksichtigt würden. Zudem scheine es oft nur noch gegenseitige Feindseligkeit und Ablehnung zu geben, aber kein Wir. Dass man sich immer unversöhnlicher gegenüberstehe, mache es den populistischen Parteien leicht. Notwendig sei es, gemeinsam nach vorne zu blicken. “Das entspricht dem Geist des Landes, das immer nach Lösungen gesucht hat.”
Besonders besorgniserregend nannte es der Politiker, dass Erstwähler bei rechten Parteien ihre politische Heimat gefunden hätten. “Wie konnten wir eine komplette junge Generation aus den Augen verlieren?”, fragte der Senator. Sehenden Auges werde das wertvolle Gut Demokratie riskiert, und das dürfe man nicht zulassen. In einer solchen Lage gäben auch Religionen Orientierung. “Der Glaube kann Menschen zusammenführen”, hob Chialo hervor.