Der Dokumentarfilm „Die Möllner Briefe“ der Regisseurin und Autorin Martina Priessner hat am 14. Februar seine Weltpremiere bei den 75. Internationalen Filmfestspielen Berlin. Der 96-minütige Streifen werde in der Sektion Panorama gezeigt, wie das „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“ („DOMiD“) am Freitag in Köln mitteilte. Der Film erinnert laut Mitteilung an die rassistischen Brandanschläge in Mölln (Schleswig-Holstein) im Jahr 1992 und an die Briefe, die Menschen danach an die Hinterbliebenen schrieben. Gedreht wurde auch in Köln, wo die Möllner Briefe dauerhaft aufbewahrt werden.
Im November 1992 wurden laut „DOMiD“ durch die rassistischen Brandanschläge in Mölln drei Menschen durch deutsche Neonazis getötet: die zehnjährige Yeliz Arslan, die 13-jährige Ayşe Yılmaz und die 51-jährige Bahide Arslan bei dem Versuch, die beiden Mädchen zu retten. „Zuvor gelang es ihr noch, ihren siebenjährigen Enkel İbrahim Arslan in nasse Tücher zu wickeln und so vor dem Tod zu bewahren. Zahlreiche Menschen wurden verletzt“, hieß es.
In der Folgezeit hätten hunderte Menschen Briefe an die Hinterbliebenen geschrieben. „Viele Kinder malten Bilder und sogar Holocaust-Überlebende wandten sich an die Familie, um ihre Solidarität auszudrücken“, erklärte das Dokumentationszentrum. Doch die Briefe seien jahrzehntelang unbemerkt geblieben. Durch einen Zufall seien sie vor wenigen Jahren in den Archiven der Stadt Mölln wiederentdeckt worden. Nachdem die Briefe in den Besitz der Hinterbliebenen übergegangen waren, habe die Familie sie dem Kölner Migrationsarchiv „DOMiD“ zur Verwahrung übergeben. Insgesamt handelt es sich den Angaben zufolge um 908 Schriftstücke.
Der Dokumentarfilm eröffne eine neue Perspektive des Erinnerns, indem er die Geschichten der Überlebenden in den Mittelpunkt stelle, hieß es. Der Film begleite İbrahim Arslan und seine Geschwister und zeichne ein komplexes Bild des anhaltenden Traumas. Durch seinen Kampf gegen Rassismus und den Einsatz für die Opfer habe İbrahim Arslan einen Weg gefunden, seinen Schmerz zu kanalisieren. Sein Bruder Namık hingegen kämpfe immer noch mit den Narben der Vergangenheit.
Der Streifen „Die Möllner Briefe“ verschaffe den Überlebenden und Opfern mehr Gehör und decke auch „die verborgene Solidarität auf, derer sie sich jahrzehntelang nicht bewusst waren“, hieß es.