Drogen zirkulieren in großen Mengen in Deutschland und werden von mehr Erwachsenen konsumiert. Beim Kokain haben sich die Funde in einem Jahr sogar mehr als verdoppelt.
Mehr Drogentote, tonnenweise Kokain und ein dynamischer Drogenmarkt. Der Konsum illegaler Drogen in Deutschland nimmt bei Erwachsenen seit Jahren stetig zu, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichte Bericht “Drogenmärkte & Kriminalität 2024” der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hervorgeht.
Laut den jüngsten Daten für das Jahr 2021 konsumierten knapp fünf Millionen der Erwachsenen (9,6 Prozent) illegale Drogen, Cannabis vor der Legalisierung 2023 noch eingeschlossen. Je nach Bundesland schwankten die Zahlen deutlich, besonders groß ist der Konsum in Berlin. Die Zahl der Drogentoten erreichte im vergangenen Jahr mit 2.227 Fällen einen Höchststand seit Erfassung.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), zeigte sich angesichts dieser Zahlen besorgt. Statt Drogenkonsumenten und Suchtkranke in Zeiten von Kriegen und großer gesellschaftlicher Unsicherheit an die Ränder zu schieben, müsse der organisierte Handel stärker bekämpft werden. Und es brauche mehr Prävention, Beratung und Therapie.
Die Leiterin der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Esther Neumeier, warb für eine engere Vernetzung von Akteuren auf nationaler Ebene und lokal vor Ort – von der Strafverfolgung über das Hilfesystem bis hin zu den Konsumierenden.
Allein 43 Tonnen Kokain wurden im vergangenen Jahr in Deutschland sichergestellt. Mehr als doppelt so viel wie Vorjahr. Weltweit ist der Trend ähnlich. Der Preis für Kokain im Straßenhandel sank in Deutschland. Die Zahl der aufgrund von Kokain-Konsum ärztlich Behandelten stieg deutlich.
Das vorrangig aus Lateinamerika nach Europa geschmuggelte Kokain wird demnach über Schmugglerfahrzeuge weiterverbreitet. Insgesamt spielt im Drogenhandel weiterhin das Darknet eine große Rolle. Auch Messenger-Dienste wie Telegramm würden vermehrt für den Handel von Drogen genutzt. 1,6 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren, vor allem Männer, hatten im Jahr 2021 wenigstens einmal im Jahr Kokain konsumiert.
Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz stand in Deutschland im vergangenen Jahr indes weiterhin Cannabis auf Platz eins. Dies dürfte sich im laufenden Jahr infolge der Legalisierung ändern. Wobei der Bericht, der das Konsumverhalten der 12- bis 64-Jährigen analysiert, auch zahlreiche andere Drogen wie etwa Crack, Amphetamin und Crystal, Heroin und LSD oder MDMA in den Blick nimmt.
Ein anhaltender Trend ist demnach der Missbrauch von Lachgas (Distickstoffmonoxid). Infolge des zunehmenden Konsums wurden laut Bericht mehrere Fälle mit erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zum Tode festgestellt. 2023 wurden demnach elf Todesfälle im Zusammenhang mit Lachgas polizeilich registriert. Lachgas kann in Deutschland derzeit legal erworben werden und ist besonders bei Jugendlichen beliebt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich für ein Verbot ausgesprochen.