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Bericht: Anzeichen für wachsende soziale Spaltung in Deutschland

Die Kluft zwischen Arm und Reich könnte einem Bericht zufolge während der Corona-Jahre bundesweit erneut größer geworden sein. Vieles deute darauf hin, dass die vergangenen Krisen die soziale Spaltung in Deutschland vertieft hätten, heißt es in dem am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichten Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. “Der hohe Anteil von armen Menschen in diesem Land ist besorgniserregend und eine Gefahr für den sozialen Zusammenhalt”, sagte die Direktorin des Instituts, Bettina Kohlrausch, bei der Präsentation.

Laut der Analyse ist seit 2010 der Anteil armer Haushalte von 14,5 Prozent auf 16,7 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. In den 1990er Jahren lag der Wert noch bei rund 11 Prozent. Der Anteil der reichen Haushalte schwanke in den vergangenen Jahren um 8 Prozent. Überdurchschnittlich oft von Armut betroffen seien Arbeitslose, Minijobber, Ostdeutsche, Frauen, Alleinerziehende, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, Singles und Personen mit Hauptschulabschluss.

Als arm definieren die Autoren Haushalte, deren Nettoeinkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland beträgt. Für einen Singlehaushalt entspricht das derzeit maximal 1.200 Euro im Monat. Als reich gelten Menschen, die mehr als das Doppelte dieses Betrags zur Verfügung haben.

Mit Armut geht laut dem Bericht bei vielen Betroffenen ein Gefühl geringer gesellschaftlicher Anerkennung einher. Dies führe wiederum zu einer Distanz zu staatlichen und politischen Institutionen. Mehr als die Hälfte der Armen habe nur wenig Vertrauen in Parteien und Politiker. Rund ein Drittel vertraue dem Rechtssystem allenfalls in geringem Maße. “Ein geringes Institutionenvertrauen macht Menschen anfälliger für rechtspopulistische Einstellungen”, warnte Direktorin Kohlrausch.

Für den Bericht wurden den Angaben zufolge die neuesten verfügbaren Daten aus zwei repräsentativen Befragungen genutzt: dem sozio-ökonomischen Panel und dem Mikrozensus, die Erkenntnisse bis für das Jahr 2022 liefern. Allerdings sind die Daten für 2020 bis 2022 noch vorläufig.