Berg-Karabach ist eine mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region im Kaukasus. Sie liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber hauptsächlich von Armeniern bewohnt – ebenso wie eine “Pufferzone”, die sich über sieben umliegende aserbaidschanische Provinzen erstreckt. Auf einer Fläche von der doppelten Größe des Saarlands leben schätzungsweise rund 145.000 Einwohner.
Eine länger anhaltende Dominanz einer Bevölkerungsgruppe in Berg-Karabach hat es in vergangenen Jahrhunderten nicht gegeben. Viele christlich geprägte Armenier kamen im 19. Jahrhundert aus der Türkei und Persien in den Südkaukasus. Immer jedoch siedelten hier in der Vergangenheit auch muslimische Aserbaidschaner.
Das eigentliche Tauziehen um Berg-Karabach begann mit dem Zerfall der Sowjetunion. 1988 stellte das damals Autonome Gebiet Berg-Karabach den Antrag, von der Unionsrepublik Aserbaidschan zur Unionsrepublik Armenien zu wechseln. 1992 wurde die “Republik Berg-Karabach” ausgerufen, seit 2017 “Republik Arzach”. Sie ist allerdings diplomatisch von keinem Staat anerkannt, auch nicht von Armenien.
Der seither schwelende Krise mit mehreren zehntausend Toten gilt als ein Schlüsselkonflikt in der Region und weist laut Angaben von Experten einen der weltweit höchsten Bewaffnungsgrade gemessen an der Bevölkerungsgröße auf. Entlang der 1.000 Kilometer langen Staatsgrenze zwischen Armenien und Aserbaidschan kommt es immer wieder zu Übergriffen. Am Mittwoch kapitulierte Berg-Karabach militärisch vor dem weit überlegenen Aserbaidschan.
Beide Seiten werfen sich Völkermord vor. Die Armenier verweisen dabei unter anderem auf antiarmenische Pogrome 1988 in der aserbaidschanischen Industriestadt Sumgait. Die Aserbaidschaner beziehen sich auf Massaker in der Stadt Chodschali in Berg-Karabach, denen 1992 rund 600 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.