Die Mainzer Beratungsstelle „SAFE!“ für männliche Opfer von häuslicher Gewalt hat im vergangenen Jahr 36 betroffene Männer beraten (2022: 40 Männer). Der jüngste Anrufer sei 18 Jahre alt gewesen, der älteste 80 Jahre, sagte der Berater und Paartherapeut Bernd Seifried am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Altersdurchschnitt betrage 48 Jahre. Auffällig sei, dass fast jeder fünfte hilfesuchende Mann über 60 Jahre alt gewesen sei. In den Haushalten seien insgesamt 25 Kinder von indirekter Gewalt der Täterinnen betroffen.
Die Männer haben nach Seifrieds Angaben verschiedene Arten von Gewalt erfahren. Fast die Hälfte (47 Prozent) habe von leichten Körperverletzungen berichtet, 15 Prozent von schweren Körperverletzungen durch die Partnerin. Psychische Gewalt hätten 19 Prozent genannt, Kindesentzug neun Prozent. Morddrohungen, Stalking und materielle Gewalt seien jeweils in sechs Prozent der Fälle genannt worden. Doppelnennungen waren möglich. Zwei bis drei Männer hätten nach einer Schutzwohnung gefragt, eine solche existiere in Rheinland-Pfalz aber nicht. „SAFE!“ habe eine Vereinbarung mit einem kirchlichen Verein für eine auf zwei Wochen begrenzte Notunterkunft.
Die Beratungsstelle helfe den Klienten, sich auszusprechen, ihre Probleme zu sortieren und Handlungsmöglichkeiten zu entdecken, erklärte Seifried. „Endlich kann ich hier darüber reden“, seufzten viele. „SAFE!“ ermutige die Männer, ihrer Partnerin Grenzen zu setzen und eine gemeinsame Beratung oder Paartherapie zu fordern. Eine Trennung sei für sie erst die letzte Möglichkeit.
Der mit einer halben Stelle befristet angestellte Berater berät telefonisch, online, per Video oder persönlich. Seit Ende vergangenen Jahres beteilige sich „SAFE!“ an dem überregionalen „Männerhilfetelefon“. Die Finanzierung durch das Land sei gesichert bis Ende des Jahres, „SAFE!“ strebe eine Fortsetzung und eine Aufstockung auf eine ganze Stelle an. Die Beratungsstelle sei die einzige für Männer in ganz Rheinland-Pfalz.