Der Abt der deutschen Benediktinerabtei Dormitio auf dem Berg Zion in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, fordert von den Kirchen in Deutschland mehr eigene Impulse zum Krieg in Nahost. “Viel klingt für mich nach Staatsraison und sehr wenig nach Bergpredigt”, sagte Schnabel der “Rheinischen Post” (Freitag). In Deutschland werde momentan viel Flagge gezeigt zum Selbstverteidigungsrecht der Israelis und dem Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser. “Doch wo ist eigentlich der spezifische Beitrag der Kirchen?”, so der Benediktiner.
Mit der von Jesus gepredigten Feindesliebe habe das Christentum eine skandalös provokative Botschaft. “Natürlich beten wir für die Opfer. Wer aber betet für die Mörder? Also für einen Menschen, der das Schlimmste tat, was ein Mensch tun kann?”, sagte Schnabel. “Für mich gehört es dazu, jetzt auch für die Täter zu beten, dass sie voller Erschrecken erkennen, was sie Furchtbares getan haben, bereuen und einen barmherzigen Gott finden.”