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Benannt nach einem Holocaust-Überlebenden: Schule hat ein Vermächtnis

Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg aus Ostfriesland wird am 7. März 100 Jahre alt. Als Junge musste er in seinem Heimatort Rhauderfehn erleben, wie die Verfolgung der jüdischen Bürger begann. Er durfte die Schule nicht mehr besuchen. Heute ist Weinberg ein vielfach geehrter Zeitzeugen und in Rhauderfehn ist eine Schule nach ihm benannt. Der Sprecherrat aus Schülerinnen und Schülern des Albrecht-Weinberg-Gymnasiums erläutert im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), wie Weinberg das Schulleben prägt.

epd: Was bedeutet Albrecht Weinberg für die Schule?

Sprecherrat: Albrecht Weinberg ist für unsere Schule ein Vorbild und beeinflusst unseren Schulalltag täglich. Er ist oft in der Schule zu Besuch, nicht nur zu Festen, sondern auch zwischendurch einfach mal so. Er redet mit den Schülern und erzählt ihnen von seiner Geschichte. Es geht ihm nicht immer nur um die Vergangenheit. Er redet gern mit uns über den Alltag, über das, was uns bewegt, und über unsere Zukunft. Dass er unser Namensgeber ist, bringt auch eine Art Verpflichtung mit sich. Durch Albrecht hat unsere Schule ein Vermächtnis, dass wir an die nächsten Generationen weitergeben können. Unsere Schule vertritt Werte wie Menschlichkeit, Toleranz, Verantwortung, Gleichheit und Fairness.

epd: Was sind prägende Erfahrungen für jede und jeden einzelnen?

Sprecherrat: Albrecht klärt uns immer wieder eindrucksvoll und bewegend über sein Leben unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auf. Dies kann während der Schulzeit geschehen und auch außerhalb. Beispielsweise hatten wir an unserer Schule schon mehrfach Abendveranstaltungen, bei denen er seine Geschichte erzählt oder uns sein Buch vorgestellt hat. Seine Geschichte von ihm selbst zu hören macht die Vergangenheit greifbarer und verständlicher als irgendein Geschichtsbuch.

epd: Was plant die Schule zu seinem Geburtstag?

Sprecherrat: An seinem Geburtstag selbst hat Albrecht „schulfrei“. Es gibt einen Empfang im Rathaus in Leer. Und er möchte natürlich auch zu Hause mit seinen engsten Begleitern feiern. In der Woche nach seinem Geburtstag kommt er dann zu uns, um mit uns zu feiern. So wie in jedem Jahr spendiert Albrecht Doughnuts für alle Schülerinnen und Schüler, und wir dürfen ihm gratulieren. Es findet eine Feier in der Mensa mit geladenen Gästen statt.

Außerdem wird unser Gymnasium die Partnerschule der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Dazu kommt noch die Enthüllung von Informationstafeln zu Stolpersteinen und die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ des Fotografen Luigi Toscanos, die Porträts von Überlebenden des Holocaust zeigt. Ein Geschenk für Albrecht haben wir natürlich auch vorbereitet.