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Beichtvater des Papstes: Argentinien braucht radikalen Wandel

Vor der Stichwahl in Argentinien ruft der “Beichtvater des Papstes”, Kardinal Luis Pascual Dri, die Politik seines Heimatlandes auf, auf Beleidigungen zu verzichten und aufeinander zuzugehen. “Die Beleidigungen unter den Politikern führen zu nichts, absolut nichts”, sagte der 96-Jährige im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Buenos Aires.

Die Lage des Landes habe sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert, so Dri. Nun brauche es eine klare Wende. “Ich würde sagen, dass wir einen beinahe radikalen Umschwung brauchen, aber nicht durch eine radikale Partei.” Es sei nötig, dass sich die Politiker gemeinsam hinsetzten und einander zuhörten.

Seinem Heimatland wünscht er einen baldigen Besuch von Papst Franziskus: “Es würde Argentinien sehr gut tun, wenn er käme. Wir sind in der Politik ziemlich gespalten, auch in der Kirche.” Dri sagte, er habe den Papst als sehr klaren, direkten Menschen kennengelernt, der genau sage, was er wolle: eine Kirche mit Platz für alle; eine Kirche, die sich selbst erneuert. Franziskus sage, dass “stehendes Wasser verfault”. Er wolle eine Kirche, die immer in Bewegung und immer auf dem neuesten Stand sei.

In Argentinien wird am 19. November in einer Stichwahl über die Nachfolge des peronistischen Präsidenten Alberto Fernandez entschieden, der wegen schlechter Umfragewerte und mangelnder Unterstützung aus dem eigenen Lager nicht mehr antrat. Der radikal-marktliberale Ökonom Javier Milei trifft dabei auf den Vertreter des linksperonistischen Regierungslagers, Sergio Massa, derzeit Wirtschafts- und Finanzminister in der Regierung Fernandez.

Oppositionskandidat Milei hatte in den vergangenen Monaten immer wieder den aus Argentinien stammenden Papst kritisiert, weil der die gewalttätigen Linksdiktaturen in Lateinamerika nicht klar verurteile und ein Unterstützer des Sozialismus sei. Ohne Milei beim Namen zu nennen, warnte der Papst vor “messianischen Clowns”, die ihn an den Rattenfänger von Hameln erinnerten. Die Umfragen sehen vor der Stichwahl beide Kandidaten mit Siegchancen.

Argentinien wird von einer schweren Wirtschaftskrise mit einer Inflation von 140 Prozent und einer Armutsrate von 40 Prozent erschüttert. Der Wahlsieger würde womöglich Franziskus als neues Staatsoberhaupt in seinem Heimatland empfangen. Ein möglicher Papstbesuch könnte laut argentinischen Medienberichten im ersten oder zweiten Quartal 2024 stattfinden. Bislang gibt es aber keine offizielle Bestätigung.