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Bei 40 Grad im Einsatz

Militärpfarrer Jürgen P. Stahlhut war fünf Monate in Mali tätig.

Verabschiedung der deutschen Soldatinnen und Soldaten der Mission MINUSMA aus Mali
Verabschiedung der deutschen Soldatinnen und Soldaten der Mission MINUSMA aus MaliOliver Griffel

Nach der aktuellen Forderung des Außenministers von Mali, Abdoulaye Diop, zum sofortigen Abzug der UN-Blauhelmsoldaten der Mission MINUSMA aus dem Land schaut Militärpfarrer Jürgen P. Stahlhut zurück auf seine Einsatzbegleitung von Oktober 2022 bis Februar 2023.

Die Begleitung von Soldatinnen und Soldaten in einem Auslandseinsatz habe ich immer als einen sinnvollen Auftrag erlebt; auch jetzt in Mali. Seelsorge, Gottesdienste und Betreuung sind stets nötig und gefragt. Vor allem auch dann, wenn die Angehörigen der Bundeswehr, die ihren Auftrag aufgrund des Mandates des deutschen Bundestages und der United Nation versehen, sich zunehmend fragen, wie sinnvoll ihr eigener Auftrag noch ist. Wenn man täglich miterlebt, dass man in dem Land nicht wirklich gewollt ist, wenn Flugfreigaben nur widerwillig erteilt werden und die Rahmenbedingungen die Auftragserfüllung behindern. Dienstliche wie persönliche Anliegen kommen in vertraulichen Gesprächen auf den Tisch, und miteinander haben wir tragfähige Lösungen gefunden.

Im Rückblick bin ich dankbar für viele gute Gespräche, stärkende und fröhliche Gottesdienste und gelungene Veranstaltungen sowie gelebte Kameradschaft.
Meine Einsatzbegleitung begann schon im März 2022 bei mehreren Besuchen auf Übungsplätzen, um unter anderem die Soldatinnen und Soldaten vom Leitverband und der Sicherungskompanie in Donaueschingen, der Aufklärer in Seedorf und der Objektschutzkompanie in Schortens kennenzulernen. Ich machte mich als Person mit meiner „Schatzkiste“ mit Schokoriegeln bei den Soldatinnen und Soldaten bekannt.

Gespräche über Gott unter heißem Himmel

Die Freude war groß beim Eintreffen im Camp Castor in Gao: „Jetzt ist unser Pfarrer da!“ – „Castor Pastor“ wurde mein Spitzname.

Tag für Tag wurde das große Lager übersichtlicher, gewöhnte ich mich an die über 40 Grad heiße rote Sandluft der Sahara. Die Wege liefen sich ein bei bis zu zehn Geburtstagsbesuchen am Tag, jeweils mit einer handgeschriebenen Geburtstagskarte, einer bunten Tüte mit Schoko-Brownies und einer kleinen Kerze. Schnell ergaben sich Gespräche über Gott und die Welt, aber auch zu der frustrierenden Einsatzsituation oder Problemen daheim. Wöchentliche lebendige und lebensnahe Gottesdienste im überfüllten Kirchenzelt mit mehr als 60 Besucherinnen und Besuchern, aber nur 50 Sitzplätzen, Live-Musik eines singenden und Gitarre spielenden Soldaten und drei Trompetern, ein von mir gegründeter 20-köpfiger Chor und in der Adventszeit ein von allen Soldatinnen und Soldaten im Camp gestalteter Adventskalender waren erlebte Gemeinschaft, geistige Stärkung und willkommene Abwechslung im Lageralltag.

So wunderte es nicht, dass schnell 20 Krippenspielende gefunden waren und über 400 Besucherinnen und Besucher am Heiligabend unter freiem Himmel bei fast 30 Grad die Christgeburt feierten. Das neue Jahr wurde mit mehr als 1500 alkoholfreien Cocktails – gemixt vom „Castor Pastor“ und Unterstützungssoldaten – bei einer karibischen Nacht begrüßt, und in einer Andacht wurde zur Jahreslosung um den Segen Gottes gebetet. Zum Abschied dann ein Feldgottesdienst mit Antonov im Hintergrund.

Die Zusammenarbeit mit der militärischen Führung, mit Ärzten und Truppenpsychologie war respektvoll zum Wohle der Soldatinnen und Soldaten.