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Bremen Behörden prüfen Gewaltvorwürfe in diakonischer Wohngruppe

Wurden in einer intensiv betreuten Wohngruppe der Diakonie Erwachsene mit Behinderung schwerer Gewalt ausgesetzt? Die Bremer Sozialbehörde will die Vorwürfe prüfen.

In einer Wohngruppe in Bremen, hier die Stadtmuskanten, sollen die Übergriffe stattgefunden haben
In einer Wohngruppe in Bremen, hier die Stadtmuskanten, sollen die Übergriffe stattgefunden habenImago / Kolvenbach

In einer intensiv betreuten Wohngruppe für Erwachsene mit schwerer Behinderung der diakonischen Stiftung Friedehorst in Bremen soll es nach Angaben der Sozialbehörde zu Übergriffen und gewalttätigen Handlungen durch Mitarbeitende gekommen sein. Grundlage dieser „schweren Verdachtsmomente“ seien im Wesentlichen Berichte von Beschäftigten, die der Träger selbst als glaubwürdig einstufe. Der Vorsteher der Stiftung, Pastor Manfred Meyer, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Friedehorst habe selbst die Polizei sowie die Wohn- und Betreuungsaufsicht eingeschaltet.

Mitarbeiter vorsorglich freigestellt

„Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurden unverzüglich die Einrichtungsleitung sowie weitere Mitarbeitende durch die Geschäftsführung vorsorglich freigestellt und Strafanzeige erstattet“, ergänzte Meyer. Nach den Berichten der Beschäftigten waren laut Sozialbehörde alle drei Bewohner der auf maximal fünf Personen ausgelegten Wohngruppe körperlicher und verbaler sowie psychischer Gewalt ausgesetzt. Konkret handele es sich um ein „intensivpädagogisches Angebot in einer besonderen Wohnform“.

Die Wohngruppe für Menschen mit teils sehr herausforderndem Verhalten existierte erst seit dem 10. Juni und befand sich noch im Aufbau. Gedacht ist das Angebot laut Leistungsvereinbarung für Personen, „die die gewohnten und sozialverträglichen Grenzen zumindest in Teilen in einer sie selbst oder andere gefährdenden Form sprengen“. Zur personellen Ausstattung der Einrichtung gehört unter anderem ein Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr im Einsatz ist. Andere Bundesländer bringen diese Personengruppe in geschlossenen Einrichtungen unter.

Bremer Sozialbehörde will Vorgänge aufarbeiten

Die Bewohnerinnen und Bewohner würden umfassend psychologisch unterstützt, eine ärztliche Untersuchung sei in Abstimmung mit der Wohn- und Betreuungsaufsicht des Landes Bremen initiiert worden, sagte Vorsteher Meyer. Die Vorgänge würden laut Sozialbehörde „umfassend und mit externer Expertise aufgearbeitet“. Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) wolle der zuständigen Fachdeputation der Bremischen Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag, 26. September, in nichtöffentlicher Sitzung einen Bericht erstatten.