Sachsen-Anhalt blickt in diesem und im kommenden Jahr mit einer Landesausstellung an mehreren Orten auf 500 Jahre Bauernkrieg und den 500. Todestag des Reformators Thomas Müntzer (um 1489-1525). Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) eröffneten dazu am Donnerstag in Eisleben die Mitmachausstellung der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt „1525! Aufstand für Gerechtigkeyt“.
Roth sprach von einem einschneidenden Ereignis der deutschen Demokratiegeschichte. Im März 1525 hätten 50 von der Obrigkeit drangsalierte Bauern in Memmingen ihre Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in zwölf Artikel aufgeschrieben. Dieses Ereignis sei auch heute noch aktuell. In diesen Wochen erinnere man an 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre friedliche Revolution in Ostdeutschland. Die Demokratie sei durch Extremismus und hasserfüllte Sprache „so dramatisch bedroht wie noch nie in den 75 Jahren bundesdeutscher Geschichte“, meinte Roth. Alle seien aufgefordert, die Freiheit mit allen demokratischen Mitteln zu schützen.
Die Ausstellung ist nach Angaben der Staatskanzlei in Magdeburg der erste von insgesamt sieben Teilen der dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“, mit der Sachsen-Anhalt in diesem und im kommenden Jahr an die Ereignisse vor 500 Jahren erinnern will. Am Donnerstagabend wollten Roth und Haseloff an der Eröffnungsfeier in der St. Andreaskirche teilnehmen.
Haseloff betonte, „der Bauernkrieg hat das kollektive Gedächtnis im deutschsprachigen Raum über viele Generationen hinweg geprägt“. Das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts habe in diesen kriegerischen Auseinandersetzungen eine bedeutende Rolle gespielt. Dabei sei das Thema Gerechtigkeit stets aktuell, sagte der Ministerpräsident. Es sei ein Leitziel politischen Handelns.
In diesem Sinne will die interaktive Mitmachausstellung einen Bogen zur Gegenwart schlagen. Besucher könnten ab Freitag in Mansfeld und Eisleben in die Rolle typischer Bewohner einer mitteldeutschen Stadt der damaligen Zeit schlüpfen, erklärte der Direktor der Luthergedenkstätten, Thomas Müller. Die Ausstellung wende sich Fragen zu, die gerade Kinder und Jugendliche bewegten, etwa die Suche nach Gerechtigkeit damals und heute.
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle beteiligt sich den Angaben zufolge mit zwei Ausstellungen. Unter anderem sollen ab Mai 2025 bis zu 15 internationale Medienkünstler neue Arbeiten an den Wirkungsstätten Müntzers entwickeln. Auf Schloss Allstedt, wo Müntzer 1525 seine berühmte „Fürstenpredigt“ hielt, soll es ab Frühjahr 2025 einen Kunstparcours der Kunststiftung Sachsen-Anhalt geben.