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Bar und Schützenfest: Erneut rassistische Parolen zu Partyhit

Die Polizei hat am Samstag drei weitere Fälle von mutmaßlicher Volksverhetzung durch das Umdichten des Partysongs „L’amour toujours“ gemeldet. In einer Bar in der Hildesheimer Innenstadt soll ein alkoholisierter Gast am Freitagabend einen volksverhetzenden Text zur Melodie des Liedes gesungen haben, teilte die dortige Polizei mit. Ein Anwohner habe die Polizei benachrichtigt.

Der 51-jährige habe angegeben, er habe den Text „nicht ernst gemeint“. Die Beamten hätten die Personalien des Beschuldigten und zahlreicher Zeugen aufgenommen. Es werde auch ermittelt, ob noch weitere Personen das Lied mitgesungen hätten.

Am Rande eines Schützenfestes in Isenbüttel bei Gifhorn soll eine Gruppe von Jugendlichen am Freitagabend zu dem Partyhit die Parole „Ausländer raus“ gesungen haben, teilte die Polizei Gifhorn mit. Eine Frau habe den Vorfall gemeldet. Die Gruppe sei bei Eintreffen der Beamten nicht mehr aufzufinden gewesen. Es sei ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet worden. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 05371/980-0 bei der Polizei Gifhorn zu melden.

In derselben Nacht sangen mehrere Personen Polizeiangaben zufolge auf einem Schützenplatz in Meine bei Gifhorn unvermittelt die Parole „Ausländer raus“ mit der Melodie von „L’amour toujours“. Eine zweite Personengruppe habe in die Gesänge eingestimmt. Zufällig anwesende Polizeibeamte hätten die Personalien aufgenommen und Strafverfahren gegen neun Personen im Alter von 16 bis 44 Jahren wegen Volksverhetzung eingeleitet.

Das Abspielen des Partyhits aus dem Jahr 1999 hat mittlerweile an mehreren Orten in Deutschland zu rassistischen Zwischenfällen geführt, unter anderem auf Sylt. Das Lied des italienischen Musikproduzenten Gigi d’Agostino wird mit ausländerfeindlichen Texten umgedichtet. Dabei ist häufig die Zeile „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zu hören. Das Lied wird bereits seit Monaten von rechtsextremen Akteuren benutzt, um ihre Parolen zu verbreiten.

Nach Recherchen des NDR sind beim Landeskriminalamt bis Ende Mai allein 28 Fälle aus Niedersachsen bekannt geworden. Das Innenministerium in Hannover hatte am Freitag vor Nachahmungstaten gewarnt. „Jeder und jede, der einzeln oder in der Gruppe solche Parolen grölt, muss sich im Klaren sein, dass die niedersächsische Polizei konsequent Ermittlungen wegen Volksverhetzung einleiten wird, sobald sie davon erfährt“, sagte ein Ministeriumssprecher. Tätern drohe dann eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren.