Mit einem „Zug der Erinnerung“ in Bad Nenndorf will ein Bündnis aus Politik, Kirche und Gesellschaft am Donnerstag an die Novemberpogrome der Nationalsozialisten erinnern. Die Strecke führe entlang der in dem Kurort verlegten Stolpersteine, teilte das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt – Bündnis gegen Rechtsextremismus“ mit. Die Steine erinnern an die jüdischen Bürger, die gewaltsam aus dem Ort vertrieben und größtenteils in Konzentrationslagern ermordet wurden.
Beteiligt seien unter anderem Schüler aus Bad Nenndorf und Vertreter von jüdischen, evangelischen und katholischen Gemeinden sowie der Stadt, hieß es in dem Aufruf. „Wir setzen damit auch ein klares Zeichen gegen den zunehmenden Antisemitismus im heutigen Deutschland, egal aus welchen Ideologien er sich speist.“ Jüdinnen und Juden verdienten besonderen Schutz, denn die Folgen der zwölfjährigen Naziherrschaft und des Holocausts beeinflussten bis heute ihre Lebensumstände in der ganzen Welt.
In Bad Nenndorf veranstalteten Rechtsextreme von 2006 bis 2015 jedes Jahr einen „Trauermarsch“ zum dortigen Wincklerbad. Dort befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nationalsozialisten. Gegen die Märsche hatte das Bündnis jährlich zu buntem Protest aufgerufen und verzeichnete damit Erfolg: Während 2010 mehr als 900 Neonazis nach Bad Nenndorf kamen, waren es 2015 nur noch rund 180. Im Jahr 2018 erklärte der Landkreis Schaumburg die bis 2030 währende Daueranmeldung für die sogenannten „Trauermärsche“ für unwirksam.