In Deutschland neigen die Menschen dazu, die Dinge schwärzer zu malen, als sie sind, findet Schriftsteller Kristof Magnusson. Das helfe jedoch selten weiter.
Kristof Magnusson (48), mehrfach preisgekrönter Schriftsteller (“Männerhort”), hält die Kulturszene in Deutschland für sehr lebendig. “Jeder Autor, der auf Lesereise geht, wird bestätigen können, dass an der Basis unheimlich viel passiert, zum Teil auch ohne große staatliche Förderung”, sagte Magnusson in einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. “Buchhandlungen, Veranstalter, Vereine mobilisieren halbe Kleinstädte und dann kommen 80 oder 100 Leute in einem ganz kleinen Ort zu einer Lesung und zahlen alle auch noch Eintritt dafür.”
Deswegen sehe er keinen Anlass für Kulturpessimismus, so Magnusson. “Das spielt nur den Populisten in die Hände”, fügte der Autor hinzu, der derzeit über das Ferdinande-Boxberger-Literaturstipendium als Stadtschreiber in Bonn arbeitet. “Stattdessen sollten wir lernen, Gesellschaftskritik so zu betreiben, dass wir auch Vorteile und Fortschritte markieren, anstatt nur den Angstmuskel zu trainieren.” Dabei gehe es nicht um ein “neoliberales Gerede nach dem Motto: ‘Ist doch alles super hier!'”, betonte Magnusson. “Ich werbe aber dafür, bewusster hinzuschauen.”