Der jüdische Publizist und Kommunikationswissenschaftler Ruben Gerczikow hat die Menschen in Deutschland zu einem couragierten Eintreten gegen Judenhass und Antisemitismus aufgefordert. „Antisemitismus ist kein Relikt aus der Vergangenheit, sondern für Jüdinnen und Juden eine existenzielle Bedrohung in der Gegenwart“, sagte Gerczikow am Mittwochabend in Hannover bei einer Veranstaltung der evangelischen Hanns-Lilje-Stiftung zum Reformationstag. Der 27-jährige Autor aus Frankfurt/Main ist ehemaliger Vizepräsident der Europäischen Union Jüdischer Studierender.
Durch den Angriff der Terror-Organisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 habe sich diese Bedrohung noch einmal verstärkt, sagte Gerczikow. „Seitdem sind jüdische Menschen in permanentem Krisenmodus.“ Sie seien einer „Welle des Hasses“ ausgesetzt. „Schilder, die zur Vernichtung Israels aufrufen, gehören inzwischen zum Stadtbild. Menschen, die den Mord an Jüdinnen und Juden feiern, ziehen regelmäßig durch die Innenstädte.“
Gerczikow betonte: „Jeder antisemitische Vorfall erschüttert das ohnehin fragile Sicherheitsgefühl der jüdischen Gemeinschaft.“ Ihm seien Fälle bekannt, bei denen Studierende ihr Studium unterbrochen oder ganz beendet hätten, weil sie an den Universitäten als Juden angefeindet würden.
Gerczikow bezeichnete den Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 als „genozidale Botschaft“. Sie richte sich nicht nur gegen den Staat Israel, sondern gegen Jüdinnen und Juden in aller Welt: „Eins kann ich ihnen sagen: Wir haben diese Botschaft verstanden.“
Zugleich litten die Menschen im Gaza-Streifen und im Libanon unter den israelischen Gegenangriffen auf die Truppen von Hamas und Hisbollah, sagte der Autor. Die vom Iran gesteuerten Terrorgruppen nähmen keine Rücksicht auf die eigene Bevölkerung: „Auf diese grausame Gleichzeitigkeit muss man hinweisen.“