Autobahnkirchen sind eine deutsche Erfindung, in anderen Ländern sind sie weitgehend unbekannt. Im Jahr 1958 wurde im bayerischen Adelsried an der A 8 zwischen München und Stuttgart die erste explizit als Autobahnkirche ausgewiesene katholische Kirche erbaut, „Maria, Schutz der Reisenden“. Ein Jahr später entstand die erste evangelische Autobahnkirche in der Dorfkirche von Exter an der A 2 zwischen Bielefeld und Hannover.
Inzwischen gibt es 44 Autobahnkirchen; 19 evangelische, acht katholische und 17 ökumenische. Die meisten Autobahnkirchen stehen in den südlichen und westlichen Bundesländern. Der Norden Deutschlands ist weitgehend ein „weißer Fleck“: In Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg gibt es keine Autobahnkirchen. In Niedersachsen sind die nördlichsten die ökumenischen Kapellen an der A31 am Rastplatz Heseper Moor und an der A1 am Rasthof Dammer Berge. In Mecklenburg-Vorpommern an der A 19 zwischen Berlin und Rostock in Kavelstorf liegt eine evangelische Autobahn- und Gemeindekirche.
Parkplätze vorgeschrieben
Die Konferenz der Autobahnkirchenpfarrer hat Kriterien für solche Gotteshäuser festgelegt: Sie müssen unter anderem eine direkte Autobahnanbindung haben und über Parkplätze verfügen. Einheitliche Standards für die Gestaltung und theologische Ausrichtung gibt es nicht. Die Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen vernetzt seit den 1990er Jahren die Autobahnkirchen untereinander.
Orte der Ruhe und Besinnung entlang von Reiserouten haben eine lange Geschichte. Für Wanderer und Pilger gab es bereits im Mittelalter Kapellen und Kreuze am Wegesrand. In dieser Tradition stehen die Autobahnkirchen. Die Mehrzahl dient vor allem als Raum der Stille und des individuellen Gebets. Es gibt mancherorts auch regelmäßige Gottesdienste. Besucher können ihre Gedanken oder Gebete in einem Anliegenbuch aufschreiben.