Immer mehr Menschen wünschen sich eine Möglichkeit zum Durchatmen, vielleicht Anregungen für wichtige Entscheidungen. Seit ein paar Jahren gibt es das “Freiwillige Ordensjahr” – mit guten Erfahrungen.
Mann oder Frau, jung oder alt, christlich oder auf spiritueller Suche – so unterschiedliche Menschen haben bereits ein “Freiwilliges Ordensjahr” verlebt. Das Ziel sei, “Menschen eine Auszeit zu ermöglichen, Einblicke in eine andere Welt zu geben”, sagte die Koordinatorin des Projekts in Österreich, Schwester Anne Buchholz, im Interview des Wiener “Sonntag” (Donnerstag). Um die Anwerbung neuer Ordensmitglieder gehe es nicht.
Die Erfahrungen seien gut, fügte Buchholz hinzu. Die wechselseitige Erfahrung von Ordensgemeinschaften und Gästen, mit anderen Lebensrealitäten in Berührung zu kommen, bringe “eine neue Qualität von Leben”. Da die Ordensgemeinschaften sehr unterschiedlich seien, könnten alle Interessierten etwas Passendes finden: etwa eine Gemeinschaft mit Forstbetrieb, ein Krankenhaus oder Museum, eine Gemeinschaft mit stillerem oder auffälligerem Glaubensleben.
Die Beweggründe derjenigen, die für einige Monate im Kloster lebten, sind nach Worten der Ordensschwester sehr verschieden. Manche suchten eine Auszeit vom hektischen Alltag, andere wollten sich beruflich neu orientieren, wieder andere ihren Glauben vertiefen.
In Deutschland beteiligen sich über 55 klösterliche Gemeinschaften an dem Projekt; in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein kommen weitere 60 hinzu. Das Angebot ist offen für Menschen zwischen 18 und 75 Jahren. Für das Jahr könnten sich Katholiken, Protestanten und nach Absprache auch spirituell aufgeschlossene Menschen bewerben, die keiner Konfession angehörten, wie es von der Deutschen Ordensobernkonferenz heißt.
Manche blieben wenige Monate, andere ein ganzes Jahr. Die Dauer des “Freiwilligen Ordensjahres” könne individuell abgestimmt und jederzeit abgebrochen werden, sagte Buchholz. Letzteres komme jedoch selten vor: “Im Gegenteil, die meisten bleiben mit ‘ihren’ Gemeinschaften in Verbindung.”